Wer hätte das gedacht?

VON FRANZISKA SEIFERT

Sicherlich waren vor der Partie des Tabellenersten Rutronik Stars Keltern und dem Tabellenachten GISA LIONS SV Halle die Rollen klar verteilt. Deshalb war es um so überraschender, wie knapp die Basketball-Damen aus Halle dem amtierenden Deutschen Meister unterlagen. Mit nur 62:66 ging die Partie des 12. Spieltages am Sonntagnachmittag verloren und das deutlich ersatzgeschwächt.

Bereits in Erwärmung stellte sich für das Team von Peter Kortmann heraus, dass Spielmacherin Eilidh Simpson wohl nicht in gewohnter Manier die Regie des ersten Rückrundenspiels der GISA LIONS in der Toyota DBBL führen wird können. Gesundheitlich angeschlagen musste sie bis auf einen Kurzeinsatz ihr Team von der Bank aus unterstützen. Da neben der noch verletzten Merit Kleine-Beck auch Neuzugang Deeshyra Thomas (wir berichteten) noch nicht spielen konnte, blieben noch neun Löwinnen, inklusive Nachwuchstalent Lilly Oswald, für den Kampf um das rote Leder gegen das international besetzte Top-Team aus Keltern. Ohne Druck aber mit viel Biss starteten die Gastgeberinnen ins Spiel. Die ersten Minuten gehörten wie so oft in den vergangenen Wochen den GISA LIONS, insbesondere Barbora Kasparkova sprühte vor Energie und brachte ihr Team mit 11:6 in Führung. Die Rutronik Stars kamen gegen die aufwendige und starke Verteidigung der Hallenserinnen nur mäßig ins Spiel und gingen erst mit Ende des ersten Viertels 13:14 in Führung. Der Beginn des zweiten Abschnitts war weiter geprägt von intensiver Verteidigung auf beiden Seiten. – Einen harten Job hatte hier auf Seiten der GISA LIONS vor allem Laura Schinkel. Nicht nur, dass sie aufgrund des Ausfalls von Simpson mehr als 37 Minuten auf dem Parkett stand, dazu kam, dass sie sich gegen druckvolle und aggressive  Verteidigung von Tayler Mingo und Co durchbeißen musste. – Beim Stand von 16:18 nach ca. 13 gespielten Minuten waren die LIONS noch gleich auf, aber dann brachten sie bis auf zwei Freiwürfe keinen Ball mehr im Gästekorb unter. Die Kelterinnen hingegen erarbeiteten sich angeführt von Centerin Alexandria Kiss-Rusk einen satten 15-Punkte-Vorsprung bis zur Halbzeit. Nach der Pause standen die Löwinnen weiter solide in der Defense, aber waren jetzt auch wieder deutlich erfolgreicher in der Offensive. In dieser Phase waren es vor allem die Außenspielerinnen Darien Huff, Laura Schinkel und Charlotte Kreuter, die mit guten Aktionen zum Korb wichtige Zähler holten. Mit nur noch 41:50 ging es in das letzte Viertel. Das Intensitätslevel in diesem ohnehin schon körperlichen Spiel wurde auch in diesem Abschnitt noch einmal hochgeschraubt. Keltern blieb weiter in Führung und konnte auch sehenswerte Aktionen unter den Körben zeigen. Trotz der deutlich schlechteren Trefferquote (am Ende 39% zu 48%) gelang es den GISA LIONS durch Kampf und Teamplay dennoch weiter Boden gut zu machen. Beim 58:62 durch Bara Kasparkova 3:30 Minuten vor Ende des Spiels war plötzlich alles möglich. Obwohl beide Teams sich einige gute Chancen erspielten, blieb es für weitere zwei Minuten bei diesem Punktestand bis bei 1:22 auf der Uhr wieder Bara mit einem Freiwurf zum 59:62 verkürzte. In der letzten Spielminute fehlte den Löwinnen nach dieser sowohl körperlich als auch mental kräftezehrenden Partie dann das Glück des Tüchtigen und die Rutronik Stars Keltern fuhren als Sieger in ihre Heimat zurück. Bei den GISA LIONS bleibt nach diesem Spiel das Wissen, dem Favoriten die Stirn geboten zu haben und dass sie in der Lage sind mit ihrem Defensespiel jedem Gegner der 1. DBBL das Leben schwer zu machen. Und dieses Wissen gibt notwendiges Selbstvertrauen, denn weitaus wichtiger im Kampf um den Klassenerhalt wird für die GISA LIONS der nächste Einsatz gegen den BC Pharmaserv Marburg schon am kommenden Mittwoch.

GISA LIONS: Kasparkova (21 Punkte/4 Rebounds/- Dreier), Huff (11/1/1), Kreuter (9/3/-), Fouraki (8/14/-), Grudzien (8/6/-),  L. Schinkel (5/-/1, 6 Assists), White (-/1/-), Simpson, Oswald