Von Berlin nach Cartagena: Warum Kinder in Kolumbien ihre ALBA-Shirts lieben

Knallgelb, das ist eine Farbe, die offenbar gut ankommt in Kolumbien. Die komplette obere Hälfte der Nationalflagge erstrahlt in dem kräftigen Farbton. In einem entsprechend satten Gelb leuchten auch die Nationaltrikots des Landes im Nordwesten von Südamerika. Und eigentlich war damit ja auch schon klar, dass die Idee von Johanna Hirmke gut funktionieren musste.

Seit über drei Jahren ist Hirmke nämlich selbst in Knallgelb unterwegs: Als Aufbauspielerin im Trikot von ALBAs Team aus der Toyota 2. Damen Basketball Bundesliga Nord. Bis zum Sommer arbeitete Hirmke auch im Marketingbereich des Klubs. Und schon im Jahr zuvor waren ihr dabei in der Geschäftsstelle die Kisten mit den gelben ALBA-Shirts für Kinder aufgefallen, die nicht in den Verkauf gehen konnten, „weil irgendwo eine Linie einen Millimeter zu breit gedruckt war“, wie Hirmke erzählt. So kam ihr der Gedanke mit Kolumbien.

In Olaya, einem der ärmeren Viertel am Rande der Millionenstadt Cartagena, hatte ihre Freundin Lucy Thüring dort gerade erst ein soziales Sportprojekt ins Leben gerufen: Rund 60 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren, die sonst kaum Zugang zu Vereinen und Sportstätten haben, lernen dort mit einem gezielten Programm aus Basketballtraining sowie Englisch- und Nachhilfeunterricht, wie wertvoll Teamplay sein kann, wie sich Konflikte gewaltfrei lösen lassen und wie der Zusammenhalt ein friedliches Miteinander schafft. Sie werden damit in einer von Armut und Jugendkriminalität geprägten Umgebung zu „Friedenstalenten“. So umschreibt es auch „Talentos de Paz“, der spanische Name des Projekts, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird.

Johanna Hirmke hatte das alles auf dem Schirm, als sie im vergangenen Jahr einen Besuch bei ihrer Freundin in Kolumbien plante. Mit Lucy Thüring hatte sie fünf Jahre lang gemeinsam in Göttingen gespielt. Und auch als Hirmke nach Berlin ging und später Thüring nach Kolumbien, in das Heimatland ihres Vaters, blieb die enge Freundschaft bestehen. An dem neuen Sozialprojekt wollte sich Hirmke also unbedingt beteiligen – und die gelben ALBA-Hemden schienen dafür wie gemacht.

„Das waren wirklich die perfekten Shirts“, sagt Hirmke. Einheitliche Trainingskleidung gab es bei „Talentos de Paz“ nämlich noch nicht. Also packte sie vor ihrer Reise kurzentschlossen einen Extrakoffer mit 30 Shirts zusammen – und bei den Kindern in Kolumbien kam das fantastisch an: „Sie tragen die echt bei fast jedem Training“, erzählt Lucy Thüring. „Ich sage immer: Ihr müsst das nicht machen, ihr dürft auch was anderes anziehen. Aber jeden Abend werden die Shirts gewaschen, und dann haben sie die am nächsten Tag wieder an.“

Wessen Logo sie nun auf ihren Hemden stolz durch die Gegend tragen, hat Thüring den wissbegierigen Kindern anhand von Bildern und Videos der ALBA-Teams natürlich schon ausgiebig erklärt. „Sie können sogar schon ‚Mit Leib und Seele‘ sagen“, schmunzelt Thüring. Und seit ihre Mutter noch einmal weitere 30 Shirts aus Deutschland mit nach Olaya gebracht hat, leuchten die Trainingseinheiten der jungen „Friedenstalente“ nun noch umso mehr in ALBA-Gelb. „Diese Farbe ist so kräftig und lebensfroh, die passt perfekt hierher“, sagt Thüring.

Und: Die Farbe fällt auf. Seit auf dem Instagram-Kanal des Projekts ein Haufen Kinder mit gelben ALBA-Shirts durch eine kolumbianische Großstadtsiedlung springt, ist Tausende Kilometer weit weg die Aufmerksamkeit enorm gestiegen: „Das Coole ist, dass sich dadurch schon einige Spielerinnen und Spieler in Deutschland gemeldet haben, die jetzt innerhalb der Basketball-Community sammeln und Pakete rüberschicken wollen“, berichtet Thüring. Denn Spenden sind natürlich herzlich willkommen.

Auch Johanna Hirmke würde eigentlich gerne wieder vorbeischauen. Doch ihre Reisepläne ruhen derzeit pandemiebedingt genauso wie der Spielbetrieb ihres Teams in der Toyota DBBL. Macht aber – zumindest im ersten Fall – nichts, findet sie: „Wir haben ja jetzt so gute Verbindungen über Lucy, dass man jederzeit wieder vorbeikommen kann – auch mit einer neuen Ladung T-Shirts.“