Ungefährdeter Sieg

Herner TC – GISA Lions SV Halle 82:70

Übermäßig anstrengen mussten sich die Bundesliga-Basketballerinnen des Herner TC nicht, um an diesem Samstagabend ihre Hausaufgaben zu machen.

So wehrig und kratzbürstig, wie sie die in die Enge getriebenen Löwinnen des SV Halle erwartet hatten, gebärdete sich der Abstiegskandidat in der H2K-Arena nämlich nicht.

Relativ entspannt schaukelte der HTC einen 82:70 (44:34)-Sieg ins Ziel und hat nun gute Chancen, zumindest als Vierter in die Playoffs einzuziehen.

Für die Lions aber ist es jetzt zappenduster. Höchstwahrscheinlich werden sie die nach dem 60:66 in Marburg als Absteiger feststehenden Saarlouis Royals in die 2. Liga begleiten.

Endgültig besiegelt ist ihr Schicksal zwar noch nicht, doch um den Vier-Punkte-Rückstand auf den rettenden zehnten Platz in den letzten beiden Spielen noch wettzumachen, müssen sie zunächst den souveränen Spitzenreiter Keltern schlagen und dann auch das Abstiegsendspiel beim direkten Konkurrenten in Heidelberg gewinnen. Wie das klappen soll, bleibt nach einem doch ziemlich zahmen Auftritt in Herne ein Rätsel.

Den Hernerinnen kann‘s egal sein. Sie hatten die Partie nach einer ausgeglichenen Startphase jederzeit im Griff, setzten sich vom 11:11 (5.) kontinuierlich, wenn auch langsam ab und gerieten im Grunde nie in Gefahr, dieses Spiel aus der Hand zu geben. Schon frühzeitig schickte Trainer Marek Piotrowski die Talente aus dem eigenen Stall ins Feuer – zunächst Laura Zolper, früh im zweiten Viertel die 16-jährige Debütantin Jule Groll, dann auch Sarah Polleros und Frida Schmidt.

Sie alle machten ihre Sache prima und trugen sich mit Ausnahme der respektlos aufspielenden Jule Groll auch aufs Scoreboard ein.

Die Bestnote an diesem Abend aber verdiente sich Laura Westerik. Robust setzte sich die junge Holländerin unter beiden Brettern durch, und wenn die Shotclock runtertickte, ohne dass die Offense durch schnelles Passspiel einen offenen Wurf kreieren konnte, übernahm sie oft genug die Verantwortung und zog unwiderstehlich zum Korb. Diesmal mit mehr Erfolg als Angelika Stankiewicz, die sich bei ihren Dribblings mehrfach festrannte und dann aus ungünstigen Positionen abschließen musste.

Die 31-Jährige brachte gleich in der Anfangsphase zwei Dreier ins Ziel und zeigte, dass Piotrowski seine Damen zu Recht vor dem feinen Wurfhändchen der Montenegrinerin gewarnt hatte. Nach ihrem Treffer zum 5:7 (3.) wurde Aleksic dann durch Rebecca Harris oder Eva Rupnik besser verteidigt, mit 20 Punkten und einer Dreierquote von 54 Prozent (6/11) aber blieb sie für den HTC eine ständige Gefahr.

Während der HTC insgesamt als Team gefiel, das am Ende fünf Spielerinnen mit einer zweistelligen Punktausbeute in seinen Reihen hatte, lebten die Gäste vor allem von ihrem exzellenten Pointguard Snezana Aleksic. Die meiste Unterstützung erhielt sie von Barbora Kasparkova, die den Lions mit zwei Körben binnen weniger Sekunden auch ihre letzte Führung bescherte (9:11/4.). Eine 15:4-Serie mit sieben Punkten von Westerik, sechs von der ebenfalls starken Katharina Fikiel und zwei von Laura Zolper aber bog der HTC auf die Siegerstraße ein und nahm eine 26:19-Führung mit ins zweite Viertel. Das verlief eher unspektakulär. Der HTC leistete sich gleich in der ersten Minute drei Teamfouls, und besonders Adelina Abaiburova war es zu verdanken, dass Halle maximal bis auf vier Punkte herankam (34:30/15.). Auch beim 38:34 (18.) waren die Lions nochmal auf Tuchfühlung, ehe Westerik (4) und Fikiel (2) ihr Team rechtzeitig zur Pause erstmals zweistellig nach vorn brachten (44:34).

Nach Wiederbeginn blieb Herne im Verwaltungsmodus, legte aber sofort zu, wenn die Gäste mal eine Chance zu schnuppern meinten. So wie nach dem 47:42 (25.), als sich der HTC mit einem 8:0-Run zum 55:42 (29.) gleich wieder Luft verschaffte und das Aufbegehren der Lions im Keim erstickte. Auch im Schlussviertel kamen die Gäste nie näher als auf sechs Punkte heran (63:57/32.), meist führten die Hernerinnen mit zehn, zwölf Punkten Vorsprung. Wer auf ein leidenschaftliches Aufbäumen des Abstiegskandidaten wartete, wurde enttäuscht. Die Crunchtime fiel aus, eher still trollten sich die Löwinnen von dannen.

„Wir hatten größere Gegenwehr erwartet“, wunderte sich auch HTC-Trainer Marek Piotrowski. „Wir hatten immer etwa zehn Punkte Vorsprung und es sah nie so aus, als könnten wir das Spiel aus der Hand geben.“

So habe er alle zwölf Spielerinnen einsetzen und einiges ausprobieren können. „Offensiv war das schon ganz gut. Aber in der Defense hat mir nicht alles gefallen.“ Hat ja auch so geklappt.