Überraschung knapp verpasst

Mit einer ungewöhnlich effektiven 1-3-1-Zone bringen die Zweitliga-Basketballerinnen des ASC Mainz Bundesligaabsteiger USC Heidelberg an den Rand einer Niederlage. Am Ende fehlen beim 49:57 die Körner im Angriff.

Mainz. Sie wussten vorher, dass es kein Highscore Game werden würde. Und sie wussten, dass sie die Gäste bei um die 50 Punkte halten mussten, um eine Siegchance zu haben – dafür reichte Trainern und Spielerinnen des ASC Mainz ein Blick auf die vorherigen Ergebnisse des USC Heidelberg: 54:53 bei den Rhein-Main Baskets, 54:52 gegen die TG Würzburg.

Und sie verkauften sich teuer an diesem dritten Spieltag der Zweiten Bundesliga, Sportvorstand Dominique Liggins sprach von einer der besten Leistungen in den vergangenen vier Jahren. „Wenn wir am Ende mit zwei Punkten vorneliegen, darf der Gegner sich nicht beschweren“, sagte Aron Duracak. Dazu allerdings reichte es nicht, das Ergebnis von 49:57 (41:36, 24:23, 9:19) war das einzig Enttäuschende nach der Partie gegen den Bundesligaabsteiger.

Enttäuschend deshalb, „weil wir so gut mitgehalten haben“, wie der Trainer sagte. Besser als erwartet, wenn man bedenkt, dass im USC-Kader mehrere Akteurinnen stehen, die vorige Saison noch erstklassig unterwegs waren. Zweieinhalb Minuten vor Schluss schien beim Stand von 46:46 sogar noch eine echte Überraschung möglich. „Danach ist bei uns leider nichts mehr gefallen“, bedauerte Liggins.

Nur vier Punkte im zweiten Viertel kassiert

Auf der anderen Seite sorgten Carla Bieg Salazar und eine Minute vor dem Ende Sanata-Lea Quedraogo mit je einem Dreier dafür, dass sich der USC vorentscheidend absetzte. Die folgenden Mainzer Stop-the-Clock-Bemühungen brachten nicht den erhofften Erfolg.

Dass mehr dringewesen wäre, selbst ein Sieg, zeigten die Zwischenstände. Sowohl zur Halbzeit als auch nach dem dritten Viertel lagen die Mainzerinnen vorne – ein Erfolg ihrer Defensivarbeit. Fast über die gesamte Spieldauer hatte Duracak seine Frauen in einer 1-3-1-Zone verteidigen lassen, keine neue Variante, aber eine, die sie zuvor nur deutlich kürzer angewandt hatten. „Normalerweise wissen die Gegner irgendwann, wie man dagegen spielt“, sagte der Coach, „aber Heidelberg hatte darauf lange Zeit keine Antwort.“

Optimal funktionierte dies im zweiten Durchgang, in dem der ASC dem USC lediglich vier Punkte gestattete, davon zwei von der Freiwurflinie. „Besser kann man eine Defense kaum spielen“, lobte Duracak. Allerdings sah er darin in Kombination mit der kleinen Rotation auch einen Grund dafür, warum seine Mannschaft den Vorsprung nicht ins Ziel brachte. „Das 1-3-1 ist sehr kräftezehrend, und dafür habe ich unsere Starting Five vielleicht zu lange spielen lassen“, räumt er ein. „Und in den letzten Minuten haben uns die Körner gefehlt, um ein so enges, umkämpftes Spiel zu finishen.“

Duracak kreidet sich Fehler an

Im Erfolgsfall habe ein Coach alles richtiggemacht, sagte Duracak, „aber bei einer Niederlage muss ich mir das ankreiden.“ Wobei er ein gutes Argument dafür hatte, die jüngeren Spielerinnen weniger einzusetzen – nämlich jenen Aspekt, in die beiden Mannschaften am deutlichsten unterschieden: die harte Gangart des USC. „Das ist eine sehr toughe Mannschaft, die in der Verteidigung bewusst über die Grenzen des Erlaubten hinausgeht und Fouls in Kauf nimmt, um den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen. Und ich hatte Bedenken, dass unsere jüngeren Spielerinnen das nicht mitgehen können.“

Den Referees könne er keinen Vorwurf machen, sie hatten eine klare Linie und pfiffen die Heidelberger Fouls konsequent. „Aber wir haben uns beeindrucken lassen und Mühe gehabt, uns darauf einzustellen.“ Auf diese Weise handelten sie sich auch den ersten größeren Rückstand ein; als in den letzten dreieinhalb Minuten des ersten Viertels aus einem 9:9 ein 9:19 wurde.

Führung auf neun Punkte ausgebaut

Wie die Mainzerinnen damit umgingen, wie sie die Begegnung im zweiten Abschnitt umbogen und im dritten ihre Führung bis auf 40:31 ausbauten (28.), war trotz verbesserungswürdiger Abschlussquoten beeindruckend. Dass die Partie noch einmal in die andere Richtung kippte, schrieb Duracak auch der Erfahrung der Gegnerinnen zu. Beispiel Quedraogo: Die Flügelspielerin war seit der 29. Minute mit vier Fouls belastet, steuerte in der entscheidenden Phase aber noch einen Dreier bei, bevor sie sich den fünften Pfiff abholte.

Bei aller Enttäuschung über den knapp verpassten zweiten Saisonsieg hob Aron Duracak hervor, „dass uns die Niederlage nicht frustrieren muss. Die Spielerinnen können stolz auf sich sein, jede einzelne. Das habe ich ihnen hinterher auch in der Kabine gesagt“.

Ihr nächstes Meisterschaftsspiel bestreiten die ASC-Frauen erst am übernächsten Wochenende gegen die Metropol Baskets Schwabach. An diesem Samstag treten sie in der zweiten Runde des DBBL-Pokals beim MTV Stuttgart an – den sie gerade erst in der Liga mit 81:73 bezwungen haben.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.