Überraschung ist perfekt

Hart verteidigt und über sich hinausgewachsen: Basketball-Zweitligist ASC Mainz kompensiert beim USC Heidelberg Jordis Wächters frühen Ausfall und schlägt den Tabellenzweiten mit 63:51. Einer Spielerin gelingt ihr erster Double-Double.

Heidelberg. Die Worte sprudelten nur so aus Aron Duracak heraus. „Überragend“, sagte er, „gerade in der zweiten Halbzeit“, „alle über sich hinausgewachsen“, „einen Stopp nach dem anderen geholt“. Und als Ergebnis all dessen ein Spiel gewonnen, das zu gewinnen als eher unwahrscheinlich galt: Die Zweitligabasketballerinnen des ASC Mainz setzten sich am Samstag beim Tabellenzweiten USC Heidelberg mit 63:51 (44:43, 29:36, 21:20) durch.

„Überraschung knapp verpasst“ lautete die Überschrift bei SPORTAUSMAINZ.de, nachdem sie die Hinrundenbegegnung mit acht Punkten Differenz verloren hatten. Diesmal war die Überraschung perfekt – und zwar deutlich.

Dass sie zu einem solchen Coup in der Lage sein könnten, deuteten sie bereits im ersten Viertel an. Zwar liefen sie lange einem Rückstand hinterher, für den vor allem Michaela Palenickova und Sanata-Lea Quedraogo verantwortlich zeichneten. Doch sie blieben auf Tuchfühlung, weil schon jetzt alle Elemente zum Vorschein kamen, die auch am Ende herausragten: Maura Fitzpatrick als Topscorerin, der binnen der ersten zehn Minuten 13 ihrer 19 Punkte gelangen, Kendry Landy als Passgeberin, Alina Dötsch beim Rebound.

Zwischentief wegen Wächters Ausfall

Fitzpatrick brachte die Gäste denn auch von der Freiwurflinie erstmals in Führung (19:18), Landy kam insgesamt unter anderem auf fünf Assists und neun Rebounds. Und Dötsch brachte ihr erstes Double-Double in der Zweiten Liga zustande: 13 Punkte und 15 Rebounds. „Wunderbar“, kommentierte der Trainer die Leistung seiner in der Offensive meist zurückhaltenden Allrounderin. „In den Momenten, in denen sie sich getraut hat, hat sie getroffen. Ich sage ihr ja auch immer, dass sie sich noch öfter trauen soll.“

Bis diese Einzelleistungen und der Mannschaftserfolg feststanden, durchliefen die FGäste allerdings noch eine Durststrecke – im zweiten Viertel gaben sie ihren knappen Vorsprung gleich aus der Hand und schienen drauf und dran, die favorisierten Gastgeberinnen davonziehen zu lassen. Für dieses Zwischentief gab es einen Grund, der über das reine Geschehen auf dem Feld hinausging: „Jordis Wächter hatte auf einem Auge eine schwere Sehstörung und konnte nicht mehr weiterspielen“, berichtete Duracak. „Das hat alles andere überschattet.“

Für Wächter kamen dadurch nicht mehr als sieben Minuten Spielzeit zusammen, die Mannschaft lag mit bis zu elf Punkten hinten – und das gegen den Gegner mit der unangenehmsten Spielweise der Liga. „Wir mussten in der Halbzeit erst mal wieder den Fokus aufs Spiel richten“, sagte der Trainer. Seine Vorgabe für die zweiten 20 Minuten: „Lasst es uns in der Offensive machen wie der Gegner, lasst uns keine Plays mehr laufen, sondern nur noch Pick and Roll spielen oder hart zum Korb ziehen.“

Zweiter Bonussieg

Nicht nur das funktionierte, sondern: „alles“, sagte Duracak. „Wir haben alle sehr hart verteidigt“ – und dennoch nur sieben Fouls produziert –, „ähnlich wie in Stuttgart, hatten diesmal aber zusätzlich das Glück, dass die Gegnerinnen nicht exorbitant getroffen haben.“ Im Gegenteil: Im Bewusstsein, auf eine nicht einkalkulierte Niederlage zuzusteuern, seien die Heidelbergerinnen nervös geworden.

Die eigenen Würfe hingegen fielen, Charlotte Kriebels Dreier zum 56:48 in der vorletzten Minute stellte die Vorentscheidung dar. Die 16-Jährige war unmittelbar von einer Skiexkursion mit ihrem Sport-Leistungskurs nach Heidelberg gekommen und übernahm mit Alina Kraus und Marta Gehlhaar den Wächter-Part. „Ein X-Faktor fällt aus, und die anderen machen es wett“, kommentierte Duracak. „Das war perfekt.“

Für den ASC war dies im Bemühen um einen Play-off-Platz der zweite Bonussieg nach dem Hinrundenerfolg gegen die bis dahin ungeschlagene BSG Ludwigsburg. „Damit haben wir die Niederlage in Stuttgart ausgeglichen“, hielt Duracak fest, „das war verdammt wichtig, um unser Polster nach hinten nicht zu verlieren. Und ich hoffe, dass uns dieses Spiel Aufwind gibt. Wir haben gezeigt, was wir können, also können wir die nächsten Spiele noch etwas selbstbewusster angehen.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.