Tölle nutzt ihre Chance beim 89:73 gegen Neuss

Rotenburg – Da hatte sich etwas angesammelt und musste einfach raus. Emotionen! Negative hatten sich in positive umgewandelt, aus Frust war Freude geworden. Besonders bei Andrea Baden war das zu bemerken, denn sie klatschte quasi hüpfend ihre Mitspielerinnen ab. Nach zuletzt fünf, teils deprimierenden Niederlagen war den Avides Hurricanes in der 2.Basketball-Bundesliga der Damen eine Art Befreiungsschlag gelungen – ein überzeugender 89:73 (43:32)-Heimsieg in der Rotenburger Pestalozzihalle gegen die TG Neuss. Fast exakt drei Monate nach dem letzten Erfolg an selber Stelle gegen die Capitol Bascats Düsseldorf.

„Wir waren wie in einer Schleife gefangen, aber scheinbar bringt uns die Rotenburger Halle Glück. Wir haben hier zweimal gespielt und zweimal gewonnen“, bemerkte die couragiert aufspielende Melda Tölle. „Ich bin ja eher nicht abergläubisch und empfänglich dafür, es auf die Halle zu schieben“, betonte wiederum Coach Christian Greve, ergänzte dann aber: „Wenn wir nächsten Samstag auch hier gewinnen, können wir noch mal darüber sprechen.“ Voraussetzung: Ein Sieg gegen Tabellenführer und Aufstiegsaspirant Rheinland Lions.

Immerhin haben die Hurricanes mit dem Erfolg gegen Neuss ihr Selbstvertrauen wiedergefunden. „Es geht darum, diese Leistung zu konservieren, wir können aber nicht davon ausgehen, dass sich das immer wiederholt“, bleibt Greve in seiner Erwartungshaltung vorsichtig. Doch während die Hurricanes die Ausfälle von Lotta Stach, Anna Suckstorff (beide zum Lehrgang der U 20-Nationalmannschaft) und Ayla Faber (Prüfungsphase) überraschend gut verkrafteten, vermisste der Neusser Coach John F. Bruhnke die verletzte Innenspielerin Carlotta Ellenrieder schmerzlich. „Sie hat der Tiefe unseres Kaders gefehlt. Außerdem war Rotenburg deutlich präsenter, gerade in der Offense und im Zwei-gegen-zwei-Spiel“, stellte er fest. Einzig Flügelspielerin Jana Meyer war schwer zu stoppen und erreichte 25 Punkte.

Die Hurricanes überzeugten indes als Team. Allein vier Spielerinnen trafen zweistellig: Mirja Beckmann (18), Leonie Rosemeyer (20) und Pia Mankertz (14) waren dabei schon in der ersten Hälfte mit zwölf beziehungsweise neun Punkten sehr auffällig. Die US-Amerikanerin Maddie Simon hatte ihre beste Phase im dritten Viertel, als sie drei ihrer vier Dreier und 13 ihrer 20 Punkte erzielte.

Die höchste Führung markierte dabei Melda Tölle mit ihrem zweiten Dreier des Spiels zum 77:56 in der 32. Minute. Nicht nur durch diesen Korb rechtfertigte die 18-Jährige ihre ungewohnt lange Einsatzzeit von insgesamt 19 Minuten. „Ich habe die Minuten genutzt, um Erfahrungen zu sammeln“, meinte sie hinterher. Pluspunkte ebenfalls, fand auch ihr Coach: „Ihre Leistung war super“, stellte Greve fest.

Zwar beschäftigte ihn auch die Reboundbilanz in der Halbzeit – bis dato hatte Neuss sogar mehr offensive Bälle eingesammelt als die Hurricanes defensive –, doch letztlich besaßen die Gastgeberinnen dafür das bessere Händchen bei ihren Wurfversuchen. Allein 42 Prozent der Dreier waren drin! „Das Team hat gezeigt, was es zu leisten imstande ist. Wir hatten eine Intensität, die es Neuss schwer gemacht hat, zum Abschluss zu kommen und hatten viele hervorragend herausgespielte Würfe“, resümierte der Trainer. Sogar der direkte Vergleich ging dadurch mit einem Punkt Unterschied an die Hurricanes – auch wenn der diese Saison wohl unbedeutend bleibt.

(mf, Rotenburger Kreiszeitung)