TKH im Topspiel obenauf

Hannover. Sidney Parsons kann nicht ganz so wild gestikulieren wie gewohnt. Die Basketball-Trainerin der TK Hannover Luchse ist zwar wie üb­lich nonstop unterwegs am Spielfeldrand, dennoch muss sie sich etwas vorsehen. Mit einem Messer schnitt sie sich am Donnerstagabend tief in die linke Hand und musste sofort ins Krankenhaus. Ein großer Schreck war das. „Ich habe eine Auseinandersetzung mit dem Messer verloren“, scherzt sie mit dickem Verband. Und die Bundesliga-Partie ge­gen den Herner TC, sie steht, nun ja, lange auf des Messers Schneide. Die Gäste haben sich namhaft verstärkt und sind ebenbürtig. Die Luchse feiern vor 250 Zuschauern am Ende ei­nen 73:64-Erfolg. „Es gab Höhen und Tiefen, das gehört dazu. Aber die Mannschaft hat immer einen Weg ge­fun­den, das hat sie super gemacht“, sagt Parsons zu­frie­den.

Mit einer 5:0-Führung starten die Luchse, dann schleichen sich Fehler im Angriff ein. Die Folge ist ein 0:8-Lauf, Pokalsieger Herne schirmt die zuletzt so starke Angel Rizor un­ter dem Korb recht gut ab. Als diese dann doch ihren ersten Korb zum 13:15 erzielt, klatscht Parsons in die Hände. Auch wenn das schmerzen muss. „Ich hab es wegen des Adrenalins aber kaum gespürt“, sagt sie. Die offensiven Probleme sind damit je­doch nicht behoben, es läuft unrund. Mit 13:18 geht es in die erste Viertelpause.

Und es wird noch ärger für die Luchse, die Folge von Fehlpässen und schwachen Abschlüssen ist eine 0:9-Se­rie zu Beginn des zweiten Ab­schnitts. Beim Stand von 13:27 nimmt Parsons die zweite Auszeit und wird sehr laut. „Ich habe gesagt, wir lassen das jetzt hinter uns. Wir waren zu vorsichtig im ersten Viertel, und ich war es mit meiner Hand auch“, so Parsons, „aber das war jetzt egal. Mir war egal, ob meine Hand bluten könnte oder was passiert. Ich wollte, dass wir kämpfen und uns finden.“ Und es wird sofort besser – vor allem präziser. Nun patzen die Gäste, die ihre Cheerleader mitgebracht ha­ben, weshalb es in der Halle noch lauter ist als sonst.

Der TKH startet eine Serie, die Ka­pi­tä­nin Samantha Roscoe mit ei­nem Dreier abschließt. 15 Punkte am Stück haben die Luchse gesammelt und tatsächlich die Führung zurückerobert, es heißt 28:27. Da reißt die Trainerin beide Hände hoch und deutet mit den Zeigefingern nach oben. Die Fäuste ballen kann sie schließlich nicht so richtig. Das Spiel ist gedreht, weitere Dreier von Roscoe und der im Defensiv-Rebound starken Rowie Jon­ge­ling sorgen für die 36:32-Führung zur Halbzeit. „Wir haben als Team gespielt, haben unsere Würfe gefunden, es hat wieder gestimmt“, sagt Laura Stockton.

Nach dem Wechsel ist die Partie ausgeglichen, die Luchse behaupten mit Mühe die Führung. Dabei helfen Dreier von Roscoe und Jongeling. Die abermals sehr starke Spielmacherin Dara Taylor ist kaum zu stoppen, nach einem schnellen Lauf zum Korb landet sie in der Werbebande. Mit 49:46 liegt der TKH vor dem finalen Viertel vorn. Sechs Punkte in Reihe der unermüdlichen Taylor zum 57:46 bringen immer noch keine Klarheit, Herne kämpft sich erneut heran. Mit 63:60 führen die Luchse noch.

Entscheidend in der Schlussphase ist die Nervenstärke, der TKH leistet sich keinen Fehlwurf. Taylor holt den letzten Rebound und verwandelt die beiden folgenden Freiwürfe zum 71:64, und 25 Sekunden vor Schluss ist es geschafft. Die Fans feiern das Team stehend. Und der Verband von Parsons hat gehalten. Ein paarmal habe es sich nicht gut angefühlt. „Aber das wird wieder, ich kann die Hand ja be­we­gen“, sagt sie strahlend.

TKH-Punkte: Rizor 21, Taylor 17, Roscoe 15, Stockton 10, Jongeling 6, Brabencova 4.

Stefan Dinse, Neue Presse