Tigers mit rasanter Aufholjagd ohne Happy End

Ganz übel: In der siebten Minute lag Nicole Egert mit den TG Neuss Tigers gegen USV Baskets Jena deutlich mit 1:20 zurück. Foto: A. Woitschützke

Auch dem Schlusslicht USV Baskets Jena unterliegen die wieder arg dezimiert angetretenen TG Neuss Tigers vor heimischem Publikum mit 59:72. Dabei machen die Gastgeberinnen zunächst einen 19-Punkte-Rückstand wett.

Sollten die Korbjägerinnen aus Neuss in dieser seit Jahresbeginn für sie so gruseligen Saison tatsächlich noch mal die Kurve kriegen, dürfte ihnen bei der dann schaurig schönen Erinnerung an diese Partie ein eiskalter Schauer über den Rücken laufen. Denn die hätte genug Stoff für Legenden gegeben.

Aus dem Stammkader waren Trainer Rufin Kendall gerade einmal fünf Spielerinnen geblieben. Den sechsten Spot besetzte gegen Jena Karla Lukas von den Junior Tigers, deren einzige Vorbereitung auf die Partie aus einem Training per Videokonferenz am Abend zuvor bestanden hatte (das zum dritten Mal angesetzte Spiel in Marburg war kurzfristig coronabedingt ausgefallen). Die 16-Jährige, so unvermittelt ins kalte Wasser geworfen, machte ihre Sache in 13:36 Minuten auf dem Feld gut. Das galt zunächst (leider) gar nicht für ihre Teamkolleginnen: Nach einem verwandelten Freiwurf von Lydia Baxter zum 1:2 nach 1:24 Minute kassierten sie 18 Punkte in Folge und waren beim 1:20 in der siebten Spielminute eigentlich schon mausetot.

Erst als Gästecoach Thomas Fritsche seiner Spielmacherin Chelsey Shumpert eine Pause gönnte, meldeten sich die Tigers mit einer kleinen Serie auf 7:20 (10.) zurück. Und genau darin bestand der Unterschied zwischen den beiden Teams. Auch wenn Shumpert nicht die Sterne vom Himmel spielte, so führte die kleine US-Amerikanerin doch Regie, punktete, wenn nötig, so dass am Ende 21 Zähler zustande kamen, setzte hie und da mit Ballgewinnen Nadelstiche und kümmerte sich ohne Ballverluste um den Aufbau. Bei den Gastgeberinnen sah das in Abwesenheit einer gelernten Fachkraft in der Kommandozentrale so aus: Lydia Sy und Nicole Egert teilten sich den diffizilen Job, aber im Grunde durfte jede mal ran, selbst Centerin Lydia Baxter. Das Ergebnis waren schlecht oder gar nicht vorbereitete Angriffe, oft unter Zeitdruck abgeschlossen – und in der Folge insgesamt 31 Ballverluste.

Trotzdem kämpften sie sich mit wahrlich beeindruckender Moral ins Match zurück, gewannen das zweite Viertel mit 20:11, lagen bei Baxters Punkten zum 31:31 (23.) gleichauf und gingen kurz vor Ende des dritten Abschnitts durch den Korb von Nicole Egert sogar mit 45:43 in Führung. „Dass wir in dieser Phase, der wichtigsten im Spiel, den Knockout verpasst haben“, ärgerte Kendall kolossal. „Wir haben Layups liegenlassen und zu viele Fehler gemacht – das hat uns gekillt.“ Doch mit Blick auf sein überstrapaziertes Team, in dem Lydia Baxter und Centa Bockhorst sogar ohne Pause durchspielen mussten, fügte er entschuldigend an: „Der Körper war dann irgendwann einfach platt.“

Nicole Egert traf in der 34. Minute noch mal zur 53:52 Führung, doch ab da ging fast nichts mehr: Ex-Nationalspielerin Tina Rothämel glich an der Freiwurflinie aus, Shumpert stibitzte Sy den Ball und markierte das 55:53 (35.), kurz darauf erhöhte Feistkorn per Dreier auf 58:54 (36.). Danach verkürzte Egert zwar noch mal auf 56:58 (36.), aber weil den ausgepowerten Tigers im Angriff nun Kraft und Konzentration fehlten, brachten die Gäste den für sie wichtigen Auswärtssieg mit einem 6:0-Lauf auf 64:56 (38.) unter Dach und Fach und sicherten sich nach der 67:74-Niederlage im Hinspiel auch noch den direkten Vergleich.

Auch nach der siebten Niederlage hintereinander glaubt Kendall daran, dass er mit seinem Team am Sonntag in Wedel die schwarze Serie beenden kann.

Quelle NGZ Online