Tigers mit Kraftakt zum Klassenverbleib

Mutig: Nicole Egert (r.) attackiert gegen Carina Thomas (15), Susanne Niehaus (verdeckt) und Lucie Friedrich (11) den Bochumer Korb. Foto: A. Woitschützke

Mit einer Serie von neun Niederlagen in Folge ins Match gegangen, ringen die TG Neuss Tigers im Showdown am letzten Spieltag die VfL VIACTIV-AstroLadies Bochum mit 57:53 nieder und bleiben damit drin.

Erfolg braucht nicht viele Worte. Darum machte es Lydia Baxter kurz: „I‘m so happy“, ich bin so glücklich, stieß die US-Amerikanerin bewegt hervor und brachte damit die Gefühlslage aller den Tigers verbundenen Basketball-Freunde im Rhein-Kreis auf den Punkt. Wer nach Spielschluss in die Gesichter der Tigers blickte, vermochte zu erahnen, wie viele Kraft diese Saison gekostet hat. „Wir haben gelitten“, sagte Abteilungsleiterin Angela Krings geschafft. Und Coach Rufin Kendall bestätigte: „Wir sind durch!“ Nicole Egert, die sich zur Regeneration am liebsten in eine Eistonne zurückgezogen hätte, standen Tränen in den Augen und sie bekannte: „Am Schluss bin ich nur noch übers Feld gekrochen, hatte sogar Krämpfe.“

Zur physischen Belastung kam die psychische, noch gesteigert durch das Nachholspiel in Marburg am Abend zuvor, das die Young Dolphins erwartungsgemäß mit ihrer Erstliga-Verstärkung (Theresa Simon (27 Punkte) und Johanna Klug (15)) bestritten. Da bis zum Wochenende kein offizielles Statement der DBBL zu den wegen Corona noch offenen Partien vorlag, wusste auch in Neuss niemand, wie es weitergehen würde. Dem Neusser Coach Rufin Kendall war allerdings klar: „Wenn wir das Spiel gegen Bochum gewinnen, ist das der Klassenerhalt.“

Und genau mit diesem Auftrag schickte er seine Schützlinge aufs Spielfeld: „Ich habe in der Besprechung gesagt: „Leute, mobilisiert die letzten Reserven, holt alles raus. Danach ist die Saison vorbei.“ Und weil auch der Aufsteiger aus dem Ruhrgebiet mit Macht um seine Chance im Kampf um den Ligaverbleib kämpfte, entspann sich von Beginn an ein zähes Ringen um jeden Vorteil. Das war selten schön, aber immer packend.

Die Tigers mussten dabei im Gegensatz zu den Gästen, bei denen vom Stammpersonal nur Leonie Bleker fehlte, mit ihren Kräften haushalten, hatten sie doch neben den Langzeitverletzten Inga Krings, Jana Meyer und Fiona Mebelli auch noch die beruflich verhinderte Anke Ollig zu ersetzen. Das führte dazu, dass die in Marburg nicht eingesetzte Lydia Sy 39:15 Minuten auf dem Court stand. Dabei kümmerte sich die 19-Jährige gemeinsam mit Nicole Egert (36:24 Minuten) nicht nur hauptverantwortlich um den Spielaufbau, sondern verteidigte auch mit großem Elan Bochums US-Profi Sarah Olsen. Lydia Baxter, für die am Ende in 40 Minuten 16 Punkte und 23 Rebounds zu notieren waren, lockte derweil die zwar schon 40-jährige, aber erstligaerfahrene und 1,87 Meter große Lucie Friedrich immer wieder geschickt aus der Zone und beraubte sie damit ihrer Stärke unterm Korb.

Trotzdem blieb die Partie eng. Zunächst mit Vorteilen für die AstroLadies, die bis zu den Punkten von Centa Bockhorst zum 22:22 (16.) ständig vorne lagen, am deutlichsten nach einem Dreier von Kimberly Pohlmann zum 15:4 (7.). Ihnen gelang indes nicht, den Tigers den Weg zum Korb zu versperren – und wenn, dann nur mit Fouls. Die daraus resultierenden Freiwürfe nutzten Egert (6/6), Baxter (6/7) und Bockhorst (4/6) zu insgesamt 16 Punkten, darüber hinaus verschafften die „Standards“ den Neusserinnen wertvolle Verschnaufpausen. Den so dringend herbeigesehnten Heimsieg brachten die Tigers dann erst im letzten Viertel unter Dach und Fach. Mit gelungenen Würfen, Egert 2 mal von jenseits der Drei-Punkte-Linie und Sy aus der Mitteldistanz, holten sich die Tigers eine 50:41-Führung (33.). Und als nach Olsens unsportlichem Foul Baxter den fälligen Freiwurf und Bockhorst den zugesprochenen Ballbesitz zum 53:43 (38.) verwerteten, schien die Partie entschieden.

Doch Bochum kam noch mal zurück, verkürzte durch Punkte von Olsen (5) und Pohlmann (2) auf 50:53 (39.). In der Folge versuchte sich Olsen (nur 1/10 Dreier) noch zweimal aus der Distanz am Ausgleich. Ohne Erfolg. 21,2 Sekunden vor Schluss traf Bockhorst nach Baxters Rebound zum erlösenden 55:50 für Neuss. Auf der anderen Seite traf Olsen den nächsten Dreier nicht, schied dann mit dem fünften persönlichen Foul aus uns saß damit auf der Bank, als Egert das Duell 5,6 Sekunden vor dem Ende mit ihren Freiwürfen zum 57:50 entschied. Daran änderte auch der nachfolgende erfolgreiche Dreier von Kimberly Pohlmann nichts mehr.

Quelle NGZ Online