Tigers bleiben im Thriller eiskalt

Gegen Braunschweig markierte Britta Worms (Nummer 31), daneben Jana Meyer, kurz vor Schluss die entscheidenden Punkte für die Tigers. Foto: Andreas Woitschützke

Wie das Hinspiel, das die Tigers aus Neuss erst in der Verlängerung gewannen, entwickelte sich auch das zweite Duell mit Braunschweig zu einem Krimi. 2,7 Sekunden vor Schluss traf Britta Worms zum 72:71-Sieg.

Ihr Statement stand: Mit noch knapp drei Sekunden auf der Spieluhr schnappte sich Britta Worms nach einem Block von Nina Rosemeyer gegen Jill Stratton den Ball und machte mit ihrem Korb zum 72:71 (Halbzeit 45:33) den Heimsieg der TG Neuss Tigers über Eintracht Braunschweig perfekt. Ihren Triumph genoss sie jedoch lieber still, so verriet nur ihre Teamkollegin Jana Heinrich, „dass mir so etwas vorher noch nie gelungen war“. Ansonsten überließ die 32-Jährige, in der Saison 2016/2017 mit dem TSV Wasserburg Deutscher Meister, das Reden gerne anderen. Etwa ihrem Trainer John F. Bruhnke, der auch mit Blick auf die 19 Punkte und neun Rebounds der eher grazilen, aber sehr durchsetzungsstarken Centerin feststellte: „Was Britta da gemacht hat, war eine tolle Geschichte.“

Dass diese Partie wie schon das erste Duell in Braunschweig, das die Tigers in der Verlängerung mit 79:77 gewonnen hatten, eine Heldin benötigen würde, darauf deutete indes bis zur Halbzeitpause rein gar nichts hin. Neuss kontrollierte auch mit einer stark angeschlagenen Jana Heinrich, die der Physiotherapeutin Julia Lütkecosmann einen „tollen Job“ bescheinigte, das Match, ging nach einer Serie von 7:0 Zählern in Folge auf 43:31 mit einer Zwölf-Punkte-Führung in die Kabine. „In der ersten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt“, räumte Gästecoach Christian Steinwerth ein. Natürlich war Bruhnke schon da klar, dass Braunschweig wild entschlossen aufs Feld zurückkehren würde, „aber in dieser Vehemenz hat mich das dann doch überrascht“.

Per Dreier initiierte US-Girl Sydney Kopp unmittelbar nach Wiederbeginn einen 12:0-Lauf bis zum 45:45-Ausgleich (25.), ehe Jana Meyer mit ihren Punkten zum 47:45 die genau 4:21 Minuten dauernde Durststrecke der Tigers beendete. Doch als Morgana Sohn die Eintracht 2:58 Minuten vor Ende des dritten Durchgangs mit zwei Freiwürfen zum ersten Mal seit dem ersten Viertel wieder nach vorne brachte (50:49), schien den Tigers der dritte Heimsieg in Folge allmählich aus den Händen zu gleiten.

Geschlagen waren sie freilich noch nicht, das stellte die starke Christina Krick (19 Punkte, 6/7 Freiwürfe) mit ihrem Dreier zum 59:55 mit der diesen Teil abschließenden Sirene eindrucksvoll unter Beweis. Trotzdem: Auch ohne die ungemein wertvolle Stefanie Grigoleit, die in der 36. Minute mit dem fünften Foul raus musste, sprach nach Nina Rosemeyers verwandelten Freiwürfen zum 69:65 (37.) eigentlich alles für Braunschweig.

Die Schlussphase: Britta Worms nutzt 1:52 Minute vor Schichtende einen ihrer beiden Freiwürfe zum 66:69. Kurz darauf luchst Christina Krick Topscorerin Sydney Kopp (23 Punkte) das Leder ab, was die Absolventin der DePauw Universität in Indiana offensichtlich derartig in Rage versetzt, dass sie sich in der Verteidigung zu einem „unsportlichen Foul“ an ihrer Gegenspielerin hinreißen lässt. Von der Freiwurflinie verkürzt Christina Krick auf 68:69, den zusätzlich gewährten Ballbesitz münzt Britta Worms in die Punkte zum 70:69 für Neuss um. Zwar schießt Morgana Sohn die Gäste mit noch 20,3 Sekunden auf der Spieluhr wieder mit 71:70 in Front, doch dann übernimmt Britta Worms (s.o.).

Die unnötige Niederlage traf Christian Steinwerth bis ins Mark: „Ich bin zutiefst enttäuscht“, bekannte er und erklärte: „Am Ende waren es unsere Unerfahrenheit und individuelle Fehler, die uns den Sieg gekostet haben.“ Sein Kollege räumte ein, „wir hätten uns nicht beschweren können, wenn wir das Spiel verloren hätten. Das Glück war heute eher auf unserer Seite“, fügte aber an: „Trotz der vielen Defizite, wir haben bis zum Schluss an unsere Chance geglaubt und sind dafür belohnt worden.“

Quelle NGZ-Online