Kata Takács und die Herausforderung Europa

Die Hand legte Kata Takács aufs Herz, als am Sonntag im Multiversum in Schwechat die Bundeshymne erklang. Sie sang vom „Land der Berge“ und der „Heimat großer Töchter und Söhne“. Länderspiele mit ihrem begleitenden Zeremoniell sind erhabene Augenblicke im Leistungssportleben. Sieben Jahre blieben Takács diese verwehrt. Nicht, dass sie in dieser Zeit nicht zu den besten Basketballspielerinnen des Landes gehört hätte. Es gab seit 2014 einfach keine Länderspiele mit Beteiligung der österreichischen Damen mehr.
Kata Takács. Foto: Manningeaux
„Wir haben ja die EM der kleinen Länder zweimal hintereinander gewonnen. Und auf einmal kam dann die Entscheidung, dass es kein Damen-Nationalteam mehr gibt. Jetzt kam es zum Neustart. Man muss auch sagen, dass es ganz neue Leute im Verband gibt, die sich da wirklich einsetzen, dass es wieder mehr für die Damen gibt“, sagt die 30-Jährige. Und zu diesem Neustart wurde Takács von Nationaltrainer Hubert Schmidt das Amt der Kapitänin übertragen, samt der damit verbundenen Aufgaben, etwa als Sprachrohr. „Es war nicht übertrieben viel. Da waren ein paar Interviews, ein paar Journalisten haben angerufen, aber es war jetzt nicht so, dass ich einen neuen Terminplan aufstellen musste“, erzählt sie.
Als nur eine von vier Spielerinnen mit (Damen-)Länderspielerfahrung führte die Risterin die Auswahl des Österreichischen Basketballverbands zum Auftakt der EM-Qualifikation aufs Feld: Donnerstag vor einer Woche in Gentofte gegen Dänemark, am Sonntag darauf daheim gegen Montenegro.„Es war sehr durchwachsen“, blickt Takács auf die beiden Begegnungen zurück. „Gegen Dänemark war es auf jeden Fall ein kompletter Fehlstart“, sagt sie. 48:82 unterlag man den Skandinavierinnen. Wie auch gegen Montenegro erzielte Takács vier Punkte in gut 17 Minuten Einsatzzeit. Gegen den hocheingeschätzten 20. der Weltrangliste (Österreich steht auf dem 61. und Dänemark auf dem 57. Platz) habe man bei der 60:70-Niederlage dann ein gänzlich anderes Gesicht gezeigt. „Das ist auch das, wie wir uns präsentieren möchten, so wie wir es gegen Montenegro gemacht haben“, sagt sie.
Die weitgehend fehlende Länderspielerfahrung im österreichischen Kader wog schwer, das spürte auch die Kapitänin nach siebenjähriger Pause. „Das ist auf jeden Fall etwas, woran man sich gewöhnen muss. Auch die kurzen Vorbereitungen auf ein Spiel. Da hat Dänemark schon einen Vorsprung gehabt. Die wussten schon, was auf sie zukommt“, so Takács. Ganz zu schweigen davon, dass der Alltag in der 2. Bundesliga und die internationale Bühne basketballerisch zwei Paar Schuhe sind – die Risterin gibt ein Beispiel: „Das merkt man, wenn man im Spiel ein paar Minuten nicht da ist, wie schnell sich das Spiel drehen kann.“
Der dritte Spieltag der EM-Qualifikation wird ebenfalls im November ausgetragen, allerdings 2022! Der größte Brocken für Takács und ihre Österreicherinnen kommt dann erst: Das Auswärtsspiel in Russland nämlich, derzeit laut FIBA-Rangliste weltweit die Nummer zwölf. Dazwischen sollen Lehrgängen im Sommer liegen. „Das tut uns, glaube ich, ganz gut. Wir brauchen auch ein bisschen Vorbereitung und müssen uns einspielen. Das ist noch lange hin, aber wir müssen dort ansetzen, wo wir jetzt aufgehört haben. Und dann schauen wir mal, was wir gegen Russland ausrichten können“, sagt die Flügelspielerin.
Jetzt geht es für sie erst einmal in der 2. Bundesliga weiter. Allerdings ist das Jetzt um eine Woche nach hinten verschoben worden, denn das am Sonnabend angesetzte Auswärtsspiel in Grünberg wurde auf Antrag der Hessinnen auf den 26. Februar verlegt. Somit steht den Risterinnen ein zweites spielfreies Wochenende mit der Möglichkeit ins Haus, weiter an Inhalten zu arbeiten, „auf die man sich normalerweise nicht konzentrieren kann, weil man sich auf die Gegner vorbereiten muss“, sagt Takács.
Vor der Unterbrechung verbuchten die Risterinnen in der Liga drei Niederlagen in Folge. „Mit Braunschweig und Rotenburg waren das schon Teams, die oben mitspielen werden. Und Chemnitz war einfach nicht unser Tag. Da ging’s bei keinem richtig gut. Solche Tage hat man. Gegen Braunschweig und Rotenburg war es teilweise recht gut, aber die sind einfach stark“, meint die 30-Jährige. Ein zuletzt spielfreies Wochenende, das galt neben Takács übrigens ebenso wenig für Lisa Hoffmann und Paula Huber-Saffer. Die beiden Talente nahmen an einem Lehrgang des deutschen U17-Kaders im Leistungszentrum Kienbaum teil und trafen in zwei Länderspielen auf die Auswahl Ungarns (25:68 und 49:61).

Die nächste Gelegenheit, Punkte einzufahren, besteht am 27. November in der Steinberghalle gegen BBZ Opladen. Dann freilich ohne Nationalhymne. Doch die nächsten Länderspiele für Kata Takács kommen ganz bestimmt.