Ryan setzt beim Heimerfolg eine neue Bestmarke

Die Hurricanes haben mit ihrem Sieg gegen Marburg Platz vier gefestigt. Im Mittelpunkt der Partie stand die US-Amerikanerin Shannon Ryan.

Rotenburg – Auf der Uhr standen noch 4,2 Sekunden, die Partie in der 2. Basketball-Bundesliga war längst entschieden, doch Tim Michel, Trainer der abstiegsbedrohten Young Dolphins Marburg, zögerte das Ende mit einer Auszeit hinaus. „Und jetzt kommt noch der wichtigste Angriff des Spiels“, kommentierte Hallensprecher Christoph Treblin süffisant. Doch immerhin: Der angesagte Spielzug war von Erfolg gekrönt, per Dreier verkürzte Lena Dziuba – der 62:55 (43:26)-Sieg der Avides Hurricanes wurde somit knapper, als es das gesamte Spiel über ausgesehen hatte.
Allen voran Shannon Ryan hatte die Talentschmiede aus Hessen drei Viertel lang dominiert und neue Bestmarken gesetzt. Da waren zum einen ihre 32 Punkte, die die Centerin erzielte. „Es war mein Career High in meiner Profi-Laufbahn, am College waren es 38 Punkte“, verriet die US-Amerikanerin. Auch in der Historie der Hurricanes rangiert sie damit ziemlich weit vorne. Zuletzt hatte Toshua Leavitt 2021 zwar 35 Punkte erzielt, zusammen mit der Ausbeute bei den Rebounds – 22 waren es – bricht Ryan alle Rekorde bei den Hurricanes. Den Bestwert hatte bisher Kierra Mallad (27/17) vor sieben Jahren erzielt – wenn auch in Liga eins.

„Meine Teamkolleginnen haben großartige Arbeit geleistet, um mir den Ball dorthin zu spielen, wo ich scoren konnte. Die Pässe waren sehr gut“, gab Ryan die Komplimente an die Mitspielerinnen weiter. Da die Top-Werferin des Tabellenvierten jedoch auch selbst noch mit sieben Steals glänzte, kletterte ihr Effektivitätswert auf beeindruckende 51. „Überragend“, fand Coach Christian Greve und konnte sich an einen ähnlichen Wert in seinem Team nicht erinnern.
Das Spiel war von vornherin auf Ryan zugeschnitten. „Wir wussten, dass sie viel den Ball bekommen wird, weil sie körperlich überlegen ist. Das wollten wir ausnutzen“, meinte Greve, der durchaus damit überraschte, dass er in der Starting Five Melda Tölle als Guard aufbot. „Wir haben ein Überangebot dort und tolle Guards, die das Tempo hochgehalten haben und eine enorme Verteidigungsintensität hatten. Melda ist jemand, der insbesondere Turnovers forcieren kann“, erklärte der Coach und sprach bei der Wahl zwischen Tölle und Suckstorff von einem „Coin Flip“, also einem Münzwurf.
Tölle leitete mit ihrem Pass auch die schnellste Führung der Saison ein – nach gerade einmal drei gespielten Sekunden traf Leonie Rosemeyer. Dabei setzte Greve in diesem Spiel auch auf eine große und frühe Rotation. Bereits in der achten Minute kam etwa Sophie von Ass für Pia Mankertz, mit Beginn des zweiten Viertels Anna Lena Skeib für von Ass und in der 16. Minute Youngster Anna Gerken für Skeib. „Wir hatten uns einen guten Vorsprung herausgearbeitet, das war ein Spiel, wo ich der einen oder anderen eine Chancen geben kann. Sie sollen es nutzen, um zu lernen“, begründete Greve seine Wechselwilligkeit und hob insbesondere die erst 15-jährige Anna Gerken hervor: „Sie nimmt eine Entwicklung, die ich toll finde.“
Die Hurricanes kamen letztlich zu einem „Start-Ziel-Sieg“, wie es Greve bezeichnete. Zwischenzeitlich betrug der Vorsprung 25 Punkte, als Ryan mit ihren Punkten 31 und 32 zum 53:28 traf (28.). Danach „waren wir nicht mehr ganz so präsent, weil wir eine hohe Intensität gefahren sind. Der Rückstand wurde aber erst kleiner, als Marburg die wilden Dreier mit Brett geschossen hat“, resümierte der Coach. „Da habe ich kein Problem mit.“

Die Play-offs sind längst sicher, der angestrebte Platz vier aber noch nicht ganz. Die Bender Baskets Grünberg könnten die Hurricanes theoretisch noch einholen. „Aber erstens fahren wir da Samstag hin und gewinnen. Und zweitens haben die ihr letztes Spiel gegen Opladen. Wir dagegen zu Hause gegen Absteiger Neuss“, meint Vorstand Utz Bührmann. Shannon Ryan bleibt jedenfalls fokussiert und verkündet: „Die nächsten Ziele sind, unsere letzten regulären Saisonspiele stark abzuschließen und selbstbewusst in die Play-offs zu gehen.“

(Freese, Rotenburger Kreiszeitung)