Rebecca Harris ist da!

Wieder war es eine knappe Kiste, wie schon in Hannover. Wider behielt der HTC die Nerven: 5,5 Sekunden zeigte die Uhr noch an, die SNP BasCats führten 62:61, da zog Neuzugang Rebecca Harris ein Foul und ging an die Linie.

Und die erfahrene Amerikanerin blieb eiskalt. Mit sicherer Hand traf sie beide Würfe, der letzte Gegenangriff verpuffte, die Hernerinnen rissen die Arme hoch. Mit 63:62 (35:39) hatte der deutsche Meister eine heiß umkämpfte Partie beim Abstiegskandidaten gewonnen und seinen vierten Platz in der 1. DBBL abgesichert.

„Für Harris war es ein toller Einstand“, freute sich HTC-Trainer Marek Piotrowski für die 33-jährige Aufbauspielerin, die auf den letzten Drücker verpflichtet wurde und nur ein einziges Mal mit ihrem neuen Team trainiert hatte.

Weil Herne erneut ohne Kapitänin Jordan Frericks und mit einer gerade erst genesenen Matilda Claesson antreten musste, schickte Piotrowski seinen neuen Pointguard bereits Ende des ersten Viertels aufs Feld, und Harris zahlte dieses Vertrauen zurück: Mit einem cleveren Auftritt, neun Punkten und den entscheidenden Freiwürfen. Insgesamt war es von Herner Seite kein glanzvoller Auftritt, dafür waren die Abläufe in der Offensive noch zu wenig abgestimmt, und auch die Würfe könnten noch besser fallen. In der Abwehr aber wird der HTC immer stärker, wie auch Piotrowski erfreut feststellte. Über die Defense haben wir auch im letzten Jahr unsere Spiele gewonnen“, erinnerte der Headcoach. „Unser Ziel war, Heidelberg unter 65 zu halten. Dann wussten wir, dass wir gewinnen können. Und das hat geklappt.“

Nach ausgeglichenem Beginn mit wechselnder Führung setzte sich Herne binnen zwei Minuten von 8:9 (7.) auf 10:19 (9.) ab. Vor allem Angelika Stankiewicz drückte der Partie in dieser Phase ihren Stempel auf. Die polnische Nationalspielerin brachte den Ball sicher nach vorn, suchte immer wieder den Weg zum Korb und ließ die BasCats mit ihrem schnellen Antritt alt aussehen. Heidelberg häufte Fouls an, Herne sammelte von der Linie durch Stankiewicz und Katharina Fikiel Punkt um Punkt.

Schon in der Schlussphase des ersten Viertels aber begannen die Gastgeberinnen, den Rückstand zu verkürzen, beim 23:25 (13.) waren sie wieder dran. Stankiewicz hatte sich leicht am Fuß verletzt und war nun nicht mehr ganz so agil wie zuvor. Dank der ersten Dreier durch Laura Westerik und Harris setzte sich der HTC wieder leicht ab (25:31/14.), aber dann schlichen sich immer mehr Fehler ins Herner Spiel ein. Unnötige Ballverluste und eine suboptimale Wurfauswahl spielten den Heidelbergerinnen in die Karten. Während die besonders durch Gianotti und Nash jetzt hochprozentig punkteten, fehlten den Gästen nun die Konsequenz im Abschluss. Vier Freiwürfe in Folge verfehlten ihr Ziel, und so konnten die BasCats aufschließen und sogar eine 39:35-Führung mit in die Halbzeit nehmen.

Deutlich konzentrierter kamen die Hernerinnen aus der Pause zurück. Sie verteidigten jetzt wieder intensiver, griffen bei den Rebounds energischer zu und variierten bei eigenem Ballbesitz Tempo und Rhythmus. Nach dem Ausgleich bei 43:43 (25.) brachte Eva Rupnik den HTC mit fünf Punkten wieder in Führung, und Stankiewicz schloss ein starkes Herner Viertel mit einem Dreier zum 45:53 ab. Als Westerik die Führung erstmals in den zweistelligen Bereich schraubte (45:55/32.), schien der Meister auf der Siegerstraße. Doch der Schein trog. Plötzlich lief in der Herner Offensive kaum noch etwas zusammen, sieben Minuten lang blieben die Gäste ohne Feldkorb. Heldelberg kam heran, übernahm beim 58:57 (37.) die Führung, ging mit einem 62:59-Vorsprung in die letzte Minute.

Ivana Brajkovic verkürzte auf 62:61, USC-Trainer Dennis Czygan nahm eine Auszeit. 26 Sekunden waren noch zu spielen, sein Team war in Ballbesitz. Jeder erwartete ein schnelles Herner Foul, doch das kam nicht. Der Angriff verpuffte, dem HTC blieben nach Ballgewinn noch neun Sekunden. Piotrowski rief zur Auszeit, sagte den letzten Spielzug an – und erkor Hernes Neuzugang gleich zum „Go-to-girl“. Und Rebecca Harris lieferte.