Ohne Cheftrainerin: TKH-Luchse gewinnen erstes Halbfinale gegen Panthers Osnabrück

Hannover. Am Ende war Dara Taylor Alleinunterhalterin. Die TKH-Spielmacherin wurde immer wieder taktisch von Osnabrück gefoult. Die ersten zwei Versuche verwarf sie noch von der Freiwurflinie, aber die nächsten zwei saßen. Der Krimi im ersten Play-off-Halbfinale der Basketball-Luchse des TK Hannover war gelöst. Der Vorsprung reichte. Der Dreier der Gäste mit der Schlusssirene der Gäste war unerheblich. Hannover jubelte mit den Fans im rappelvollen Birken-Dome in der Südstadt über den 59:56-Sieg. Puuh! Alle Beteiligten und Zuschauer mussten nach dem nervenaufreibenden Spiel erstmal ganz tief durchatmen.

Cheftrainerin Sidney Parsons saß zu Hause vor dem Bildschirm und konnte das Spiel nur im Livestream verfolgen, sie war kurzfristig an Corona erkrankt. Co-Trainer Raphell Thomas-Edwards übernahm an der Linie das Coaching, assistiert von der erfahrenen Spielerin Finja Schaake. „Ohne Sidney war es natürlich ein unwahrscheinlich schweres Spiel für uns“, sagte Schaake. „Dennoch wollten wir gewinnen. Auch wenn die erste Halbzeit sehr wackelig war, haben wir es in der zweiten Halbzeit hinbekommen.“
Mieses erstes Viertel
Der Start in die Partie ließ nichts Gutes ahnen. Zwar gelangen Laura Stockton per Korbleger die ersten Punkte, danach lief bei den Luchsen aber vorerst nichts mehr. Die einfachsten Korbleger gingen daneben, Fernwürfe verpassten komplett das Ziel, selbst einfache Freiwürfe bollerten nur gegen den Ring. Osnabrück setzte sich ab, bei 4:13 musste Thomas-Edwards die erste Auszeit nehmen. Hannover traf jetzt etwas besser, wurschtelte sich mit einem 11:17 in die erste Pause. Null von drei Dreierversuchen, drei von zwölf Zweipunktewürfen, die Quote der Luchse war katastrophal im schlechtesten ersten Viertel der Saison.
Lag es an Parsons Abwesenheit? Die Luchse wirkten jedenfalls seltsam nervös. Nur die Reboundarbeit war gut, so verhinderte der TKH einen viel größeren Rückstand nach dem ersten Viertel. Im Gegensatz zum lauten Wirbelwind Parsons verhielt sich Thomas-Edwards komplett gegenteilig an der Linie. Meist stillstehend, weitaus ruhiger als Parsons. Laut waren eigentlich nur die Gästefans, die sich mit Pauken und Klatschpappen bemerkbar machten.
Ständige Wechsel
Wie Thomas-Edwards behielten die Spielerinnen die Ruhe und holten im zweiten Abschnitt ihre Versäumnisse vom Start nach. Dara Taylor und Angel Rizor verkürzten auf 17:18. Jowita Ossowska verwandelte nach einem unsportlichen Foul an ihr alle drei Freiwürfe. Plötzlich lagen die Luchse 20:18 vorne. Und Kapitänin Sam Roscoe verwandelte endlich den ersten Dreier. Der 14:2-Lauf zum 23:19 wirkte als Wende. Aber Hannover nahm Osnabrücks weitere Einladungen davonzuziehen, nicht an. Die Gäste antworteten mit einem 8:0-Lauf und lagen wieder mit 27:23 vorn. Dara Taylor spielte mit dem letzten Angriff im Viertel die Uhr runter, verhedderte sich aber in der Panther-Abwehr. Kristyna Brabencova griff sich Kugel, drückte ab – und traf per Dreier mit der Sirene. Hannover war mit dem 31:33 wieder auf zwei Punkte ran vorm Seitenwechsel.
Ein weiterer Mini-Lauf durch vier Punkte von Rizor und einem Dreier von Laura Stockton brachte Hannover wieder mit 38:35 in Front, aber erneut hielt die Führung nicht lang. Im letzten Abschnitt musste Hannover ein 40:46 aufholen. Die Luchse machten jetzt ernst. Nach vier Minuten stand es 52:48 – das Spiel war zum wiederholten Mal gedreht. Doch diesmal blieb der TKH am Drücker. Als Taylor einen Korbleger verwarf, war Brabencova zur Stelle, flog heran und netzte zum 56:51 ein. Die Vorentscheidung. Im letzten Viertel ließ Hannover nur noch zehn Punkte zu – der Schlüssel zum Sieg, weil die eigene Offensive am Samstagabend nicht gewohnt funktionierte. Nur Topscorerin Angel Rizor traf wie üblich.
Thomas-Edwards gestresst

„Ich wollte nicht, dass es um mich geht. Ich war einfach nur da, das Team hat einen großartigen Job gemacht“, lobte Thomas-Edwards, gab aber zu: „Natürlich war ich gestresst und aufgeregt.“ Klar sei es ein Faktor gewesen, dass Parsons fehlte. „Das war einfach eine ungewohnte Situation fürs Team. Deswegen lief es am Anfang auch nicht so gut. Aber wir sind besser geworden, je länger das Spiel lief. Das war wichtig.“

Text: Simon Lange (HAZ und Neue Presse)