Offensiv läuft es nicht

Die Enttäuschung war groß bei den SNP BasCats USC Heidelberg nach der 54:59-Niederlage gegen den BC Marburg. Auch am vierten Spieltag der Damen-Basketball-Bundesliga hatten sie kein schlechtes Spiel gezeigt, aufopferungsvoll gekämpft und zumindest die erste Halbzeit war die bisher beste in dieser Saison. Doch eine fast viertelstündige Offensivflaute in der zweiten Halbzeit kostete den ersten Saisonsieg.

Es war eine stimmungsvolle Kulisse am Sonntagnachmittag am Sportinstitut. Marburg war mit einer größeren Fangruppe vertreten, gut 200 Zuschauer war es. Und die sahen einen starken Start der SNP BasCats. Esther Fokke verwandelte einen Distanzwurf, und nach einer kurzen Führung von Marburg (5:3 und 7:5) übernahmen die Heidelbergerinnen das Kommando. Der Ball lief, die freie Mitspielerin wurde gefunden und die Abschlüsse waren meist erfolgreich. Mitte des ersten Viertels betrat auch Neuzugang Shambria Washington das erste Mal das Spielfeld, ihr Debüt kann als gelungen bezeichnet werden. Nach einem Superpass von Britta Daub erzielte die starke Harriet Ottewill-Soulsby das 16:9, 19:15 stand es zur Viertelpause.

Im zweiten Viertel schafften die Heidelbergerinnen nach zwei Freiwürfen mit 28:19 ihre höchste Führung, dann jedoch begann Marburg aus der Distanz zu treffen. Stephanie Wagner (2x) und Alex Wilke glichen aus, zur Halbzeit stand es 36:34 für die BasCats. Zu diesem Zeitpunkt hatte Esther Fokke bereits 13 Punkte erzielt, Harriet Ottewill-Soulsby neun.

Doch in der zweiten Halbzeit riss offensiv völlig der Faden. Die SNP BasCats kämpften, gewannen immer wieder Bälle, aber sie machten nichts daraus. Fallyn Freije hatte zahlreiche unglückliche Aktionen mit Schrittfehlern, Ballverlusten und vergebenen Würfen, das nutzten die erfahrenen Marburgerinnen um Marie Berthold, Alex Wilke und Stephanie Wagner aus. Es dauert fünfeinhalb Minuten, bis die SNP BasCats einen Feldkorb schafften, Shambria Washington erzielte ihre ersten Punkte für Heidelberg. Darüber hinaus gab es im dritten Viertel nur noch zwei verwandelte Freiwürfe von Britta Daub. Mit 4:16 ging dieser Spielabschnitt verloren.

Die Flaute hielt auch im vierten Viertel an, erst nach fünf Minuten erzielte Harriet Ottewill-Soulsby einen Korb zum 42:56. Es waren ihre einzigen Punkte in der zweiten Halbzeit, Esther Fokke machte gar keinen. Die SNP BasCats wirkten ideenlos, sie kreierten überhaupt keine freien Würfe mehr. Ein Dreier von Melina Karavassilis läutete einen 8:0-Lauf ein, der aber zu spät kam. Auch Washington gelang ein Dreier.

Die Wurfquoten waren dementsprechend schlecht, wenn Esther Fokke zugestellt, fehlt die Gefahr aus der Distanz, die in der letzten Saison ein Aktivposten war, fast völlig. Frappierend ist auch die große Unterlegenheit unter dem Korb. 23:39 hieß das Reboundverhältnis. Fallyn Freije ist einfach kein klassischer Center, ihr fehlt es an Länge und Durchsetzungsvermögen. Die US-Amerikanerin gibt alles für das Team, aber sie scheitert unter dem Korb immer wieder. Harriet Ottewill-Soulsby, die Längste im Team, wird das nicht alleine richten können.

Nun geht es zum Aufsteiger Düsseldorf, dann kommt Saarlouis. Zwei Teams aus der Abstiegszone, gegen die die SNP BasCats gewinnen sollten. Für den Kopf und für die Tabelle.

Stenogramm: 5:7 (5.), 12:7 (6.), 16:9 (8.) 19:15 (10.), 28:19 (14.), 32:32 (19.), 36:34 (Halbzeit), 36:45 (26.), 40:50 (30.), 40:56 (34.), 46:57 (37.), 54:59 Endstand.

SNP BasCats: Fokke 13/2, Ottewill-Soulsby 11, Nikpaljevic 7/1, Freije 6, Washington 6/1, Karavassilis 5/1, Daub 4, Palenickova 2.

Marburg: Wilke 13/2, Wagner 11/3, Simon 11, Arthur 10, Bertholdt 6, Crymble 6, Baker 2, Klug, Yesilova.

Rebounds: 23:39 (BasCats/Marburg): Ottewill-Soulsby 4, Freije 4, Nikpaljevic 4, Palenickova 4 – Bertholdt 8, Arthur 7, Simon 6.

Wurfquote aus dem Feld: 36:39%

Dreier: 26:40% (5:19/6:15)

Freiwürfe: 75%:68%

Ballverluste: 21:22

Stimmen zum Spiel:

Trainer Thorsten Schulz: „In der ersten Halbzeit lief es flüssig, wir hatten immer Antworten auf Marburger Aktionen. Dann waren wir plötzlich zu ängstlich und verkrampft. Wir haben uns zwei, drei Mal nicht belohnt, und dann kam die Angst. Sport ist ganz viel Psyche, der Kopf hat die entscheidende Rolle gespielt. Ich muss der Mannschaft eintrichtern, dass sie immer sofort bereit sein muss, um den Korb zu attackieren, damit außen jemand frei wird. Defensiv haben wir fast alles gezeigt, da kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Das Debüt von Shambria war gut.“

Melina Karavassilis: „Wir sind richtig gut gestartet und haben die freien Leute gefunden. Es war auf jeden Fall cool, dass Shambria spielen konnte. Sie muss noch mehr mit unserem System zurechtkommen. Man muss bedenken, dass wir noch nicht eingespielt sind. In der zweiten Halbzeit haben wir zwar viele Bälle ergattert, aber keinen Abschluss gefunden. Wenn alles steht, hat Esther es richtig schwer. Teilweise verlassen wir uns zu sehr auf sie. Vor dem vierten Viertel haben wir uns gesagt, dass wir die Aufholjagd früher starten wollen als in Herne, aber es ist richtig schwer, bei Rückständen immer wieder zurück zu kommen. Ich hoffe nun auf das Spiel in Düsseldorf. Wir haben noch 22 Spiele, insofern macht mir die Tabelle noch keine Sorgen. Druck haben wir immer.“

Michael Rappe

Foto (Andreas Gieser): Aufbauspielerin Shambria Washington feiert ihr Debüt im Team der SNP BasCats.