Mit 70 Prozent zum dritten Saisonsieg

Mit einer schnell und überzeugend herausgespielten Führung im Rücken verlieren die Zweitligabasketballerinnen des ASC Mainz ihre Linie, aber nicht das Spiel. Dank des 79:64 gegen die Dillingen Diamonds und jetzt positiver Bilanz klettern sie auf den vierten Tabellenplatz.

Mainz. Ein derart fulminanter Einstieg in ein Zweitligaspiel war Alina Kraus noch nie gelungen: Zum 5:0, 8:2 und 15:2 traf die Flügelspielerin des ASC Mainz gegen die Dillingen Diamonds per Dreier, ein weiterer gelang ihr im zweiten Viertel zum 41:31. „Vielleicht hat so was mal in der Regionalliga geklappt“, sagte sie später, „aber bei den Ersten Damen noch nie. Ich habe bei meinen Würfen momentan ein besseres Gefühl und bin froh, dass ich das auch mal auf dem Feld zeigen kann.“

Kraus‘ Treffsicherheit im ersten Durchgang bildete einen wesentlichen Beitrag zum 79:64 (65:48, 50:37, 26:19)-Sieg, dem dritten in der Meisterschaft hintereinander, mit dem die Mainzerinnen am fünften Spieltag auf den vierten Tabellenplatz vorrückten. „Das macht uns sehr froh“, sagte Sportvorstand Dominique Liggins. „Und auch wenn wir nicht durchgehend so performt haben, hatte man doch nie das Gefühl, dass Dillingen heute zurückschlagen könnte.“

In Eric Marschkes Gesicht spiegelten sich nach der Partie durchaus jene Phasen, in denen es eher unrund gelaufen war. Die mochte der Coach im Gespräch auch nicht verhehlen. „Wir hatten ein paar Brüche im Spiel, die nicht sein sollten“, sagte er. „Zum Glück haben wir uns davon wieder erholt.“

Abgeschaltet und zu wild gespielt

Beispielsweise in den ersten fünf Minuten des zweiten Viertels, in denen das temporeiche Spiel, an dem Marschke mit seinen Frauen arbeitet, überhand zu nehmen schien und es gutgetan hätte, etwas Speed herauszunehmen und mehr Ruhe in die Aktionen zu bringen. Die Gäste gingen diesen Stil mit; lange Zeit war kein Team mehr darauf erpicht, die 24 Sekunden auch nur ansatzweise auszuspielen.

In dieser Phase war nichts von den allesamt schön herausgespielten Abschlüssen der Anfangsphase zu sehen, als die Assists für Kraus zweimal vom Tatum Koenig kamen und einmal von Alina Dötsch, die nach einem Rebound auch mit einem schnellen Pass Koenigs ersten Dreier zum 12:2 vorbereitete.

„Wenn wir deutlich führen, schalten wir etwas ab und spielen zu wild“, merkte Kraus selbstkritisch an. Die Folge der Hektik: Von 26:19 nach dem ersten Viertel änderte sich der Spielstand bis in die 15. Minute nur minimal auf 33:24, Marie Simon brachte die Saarländerinnen sogar auf 36:31 heran – es war der kritischste Moment der Mainzerinnen, die in der Defense ihr liebe Mühe mit Maeve Mcmanus Carroll, der neuen US-Amerikanerin der Diamonds hatten.

Ballverluste zur falschen Zeit

Mehr als einen Zwischenspurt ließ der ASC jedoch nicht zu. Tanja Lehnert spielte im High Post ihre Größe aus und bediente mit einem feinen Pass unter den Korb Erin Antosh, die sich um ihre Gegnerin drehte und zum 38:32 abschloss, Alina Kraus‘ vierter Dreier, ein Fastbreak über Kraus mit Koenig als Ausgangs- und Endstation – bis zur Halbzeitpause zog die Mannschaft wieder auf 13 Punkte davon.

Nach dem Seitenwechsel knüpften die Mainzerinnen allerdings nicht daran an. Ein Freiwurf von Alina Dötsch blieb in den ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit der einzige Treffer, der Vorsprung schmolz auf 51:44. Die Ursachen waren unterschiedlicher Natur. „Wir haben uns ein bisschen auf unserem Polster ausgeruht waren nicht mehr so aggressiv und aktiv“, räumte Hannah Krull ein. „Und Dillingen hat auf eine Zone umgestellt, gegen die wir noch nicht so die Systeme haben. Da müssen wir mehr Bewegung reinbringen.“

Ihr Trainer wiederum monierte, „dass wir den Gegner mit leichten Fehlern und schlechten Entscheidungen ins Spiel zurückgeholt haben“. 13 Ballverluste waren zwar ein fast um die Hälfte reduzierter Wert der Vorwoche, „aber sie kamen zur falschen Zeit. Dadurch hat Dillingen noch mal Morgenluft gewittert“.

Beste Leistung der US-Amerikanerinnen

Gerne hätte Marschke gesehen, dass seine Mannschaft noch konsequenter Erin Antoshs Überlegenheit am Brett ausnutzte. „Wir hätten sie viel öfter anspielen müssen“ – mit 24 Punkten (und 18 Rebounds) war das Potenzial der Centerin noch nicht ausgeschöpft.

Gleichwohl steigerte Antosh nicht nur ihre Ausbeute, sondern auch ihre Quote gegenüber ihren bisherigen Auftritten: Sechs von elf Versuchen traf sie, zog zudem zahlreiche Fouls und verwandelte zwölf von dreizehn Freiwürfen. Auch Landsfrau Tatum Koenig überzeugte mit ihrer besten Leistung im ASC-Trikot – zusammen steuerten die Neuzugänge aus den USA 45 Punkte bei.

„Einige Spielerinnen die vorige Woche Topperformer waren, haben heute nicht so stark gespielt“, merkte Marschke an, „dafür waren andere besser drauf. Es wäre schön, wenn alle zur gleichen Zeit ihr Potenzial abrufen würden.“

Auf dem Weg zu den Ü-Eiern

Hilfreich wäre dies an Tagen gegen stärkere Konkurrenten als die zuvor dreimal siegreichen Diamonds, die auf die am vorigen Spieltag mit Kreuzbandriss ausgeschiedene Romy Brück verzichten mussten und wohl bis Saisonende müssen. „Das ist ein schwerer Verlust für die Mannschaft“, sagte Hannah Krull. „Mit ihr wäre es für uns schwieriger geworden. Und dass die Schiedsrichter alle Fouls gepfiffen haben und ihre amerikanische Spielmacherin vom Feld musste, war für uns ganz praktisch.“

Die Mainzer Verantwortlichen bewegten sich am Ende zwischen zwei Polen: „Mit sechs Punkten aus fünf Spielen hat niemand gerechnet, wir stehen super da“, sagte Dominique Liggins, war sich mit dem Trainer jedoch einig: „Es gibt noch viel zu tun.“ Eric Marschke packte das in Zahlen: „Vorige Woche in Heidelberg waren wir bei 60 Prozent, heute bei 70. An den übrigen 30 müssen wir noch arbeiten.“

Funfact am Rande: Erin Antosh schrammte nur knapp an einem Dreierpack „Kinder-Überraschung“ vorbei. Den hatte Liggins („In den USA gibt es die Eier nur ohne Spielzeug“) ihr während des Kinderferiencamps, in dem sie als Coach dabei war, für jedes Spiel versprochen, in dem sie 25 Punkte erzielt. Mit einer perfekten Freiwurfbilanz wäre es am Samstag so weit gewesen.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ !