Luchse greifen sich die Sterne

Foto: Tilo Weidensohler

Hannover. Das höchste Lob kam von Basketball-Bundestrainer Walt Hopkins. Mit ihm stand Sidney Parsons, Coach der TK Hannover-Luchse, nach diesem 60:57-Sieg im Krimi gegen die Rutronik Stars Keltern noch zusammen. Die Luchse verteidigten die Bundesliga-Tabellenführung in diesem Topspiel. Dabei lag der TKH im Schlussviertel mit fünf Zählern hinten. „Keltern kam da sehr aggressiv. Zu Beginn der Saison hätte Hannover das wohl nicht mehr gedreht, diesmal aber schon“, sagte Hopkins. „Es war nicht perfekt, wir können das besser. Aber es war ein gutes Spiel, wir haben gekämpft und immer eine Lösung gefunden“, kommentierte Parsons. Die Schmerzen in ihrer Hand waren vergessen in diesem Moment, obwohl die Wunde nach einem Messer-Unfall noch offen ist. „Das ist etwas gruselig, wird aber besser“, sagte Parsons und lächelte tapfer.

Die Abwehrreihen bestimmten nicht nur das erste Viertel, beide Teams gingen intensiv zu Werke. Angel Rizor sammelte die ersten Punkte für die Luchse, da waren fast zweieinhalb Minuten gespielt. Topscorerin Rizor war unter dem Korb nicht auszuschalten, und die überragende Spielmacherin Dara Taylor sorgte für Glanzlichter und mit einem tollen Solo für die 16:10-Pausenführung. „Dara hat in den letzten beiden Spielen den Unterschied gemacht, sie führt die Mannschaft“, lobte Parsons.
Beiden Topteams fehlte es an Präzision, dennoch zogen die Luchse auf 22:14 davon, Laura Stockton glückte der erste Dreier. Aber der Spielfluss geriet ins Stocken und Gästecoach Goran Lojo überdies in Rage. Er monierte wiederholt ein zu hartes Einsteigen der TKH-Defense – bis die Unparteiischen ein technisches Foul gegen Lojo pfiffen. Und Trainerin Parsons rief: „Lass´ uns spielen!“ Das übernahmen in der Folge zunächst die Gäste und glichen nach einem 8:0-Lauf zum 22:22 aus. Den größten Applaus der knapp 400 Zuschauer heimste abermals Taylor ein, die eines ihrer formidablen Soli mit links zum 28:24 abschloss. Mit 30:26 ging es in die Halbzeit.
Und es blieb ein zähes Ringen. Die gute Kristyna Brabencova mit dem zweiten Dreier dieses Gipfels zum 33:30 brachte den TKH wieder nach vorn, 42:44 hieß es vor der letzten Pause. „Es war schön zu sehen, wie eng es auf diesem hohen Niveau war“, so Parsons.
Taylors Dreier zum 46:44 schloss sich ein 0:7-Lauf an, nun war die Lage kritisch. Was dann kam, war mehr als nur eine Energieleistung von den Luchsen. Parsons malträtierte pausenlos ihre geschundene Hand mit Klatschen. Der TKH drehte die Partie, holte zehn Punkte am Stück zum 56:51, darunter ein Dreier Brabencovas. Jetzt war es ein Spektakel, das Publikum stand. Ihren Korb zum 60:53 feierte die coole Angel Rizor mit einem knappen „Yes!“. Eine Miene verzog sie nicht.
Per Dreier verkürzten die Gäste auf 57:60, 19 Sekunden vor dem Ende landet ihr letzter Versuch aber am Ring des Korbs – den Rebound sicherte Laura Stockton. Die Sterne zogen sofort das Foul, um womöglich erneut in Ballbesitz zu kommen. Fünf Sekunden blieben, und Stockton verpasste tatsächlich beide Freiwürfe. Den entscheidenden Rebound sammelte jedoch Rizor ein, dann hielt sie den Ball einfach nur noch fest an sich gepresst.  Dann tanzten die Luchse. „Wir wollten den Sieg unbedingt. Es war sehr harte Arbeit“, so Taylor.
Dieses Duell zwischen dem TKH und den Stars könnte auch das Endspiel um die Meisterschaft werden – um den Pokalsieg nicht. Schon im Halbfinale am 18. März treffen die Luchse im Top-Four-Turnier in Osnabrück auf die Stars Keltern.

TKH-Punkte: Rizor 24, Taylor 15, Brabencova 10, Stockton 5, Roscoe 4, Gustafsson 1, Ossowska 1.

Text Stefan Dinse, Neue Presse