Leonie Rosemeyer im Dreier-Rausch ‒ und Ayla Faber ist der „Closer“ beim 78:72

Ohne Pia Mankertz. Ohne Daeja Smith. Ohne Lotta Stach. Ohne Melda Tölle. Ohne Zuschauer. Aber nicht ohne Punkte! Für die Avides Hurricanes lief das Heimspiel gegen Düsseldorf ausgesprochen gut.

Rotenburg ‒ Trotz zahlreicher personeller Ausfälle haben die Zweitliga-Basketballerinnen der Avides Hurricanes einen überraschenden wie überzeugenden 78:72 (44:35)-Heimsieg gegen den hoch gehandelten Aufsteiger Capitol Bascats Düsseldorf errungen. „Das zeigt, wie tief der Kader ist“, freute sich Coach Christian Greve. Für sein Team war es während der Corona-Pandemie mit den aktuellen Einschränkungen das erste Geister-Heimspiel in der Pestalozzihalle. Lediglich ein Dutzend Helfer und Funktionsträger durften auf der Tribüne Platz nehmen, Zuschauer waren nicht zugelassen. Die Fans verpassten damit einen Auftritt, den Abteilungsleiter Hauke Sievers als „durchaus ansehnlich“ bezeichnete.
Für Hannah Pakulat war es gleichzeitig das passende Geschenk zu ihrem 26. Geburtstag. Neben ihren sechs Punkten legte sie sich gleich 14 Rebounds selbst in den Präsentkorb und wies damit mal wieder den Bestwert auf. „Im Training spielen wir deutlich härter als letzte Saison. Und wir haben generell mehr Konkurrenzkampf – das wirkt sich im Spiel aus“, stellte Pakulat fest und begründete damit die Tatsache, dass ihr Team die Versuche einer Düsseldorfer Machtübernahme stets konterte. So lagen die Rheinländerinnen letztlich nur zweimal kurzfristig vorne: Mitte des zweiten und dritten Viertels. „Wir haben immer wieder Lösungen gefunden, wenn Düsseldorf in Schwung kam“, fand auch Greve: „Es ist dem Team hoch anzurechnen, dass wir am Ende nicht von einer Spielerin abhängig waren.“
Bemerkenswert war hingegen, wie tiefenentspannt, ja fast schon unbeteiligt wirkend, Gäste-Trainer Dnesch Kubendrarajah den Auftritt seiner Damen verfolgte. Der prominent besetzte Klassenneuling, der mit sechs (!) ausländischen Spielerinnen angereist war (darunter die US-Profis Elle Hendershot und Marquita Waller) hatte spürbare Probleme, sich auf den unorthodoxen und schwer ausrechenbaren Stil der Hurricanes einzustellen. „Ich kann mich an nur wenige Spiele erinnern, in denen Pia nicht dabei war, und an kaum ein Spiel, wo ich als Trainer ohne Center auskommen musste“, wies Greve auf die Ausfälle der pausierenden Mankertz und der in die Staaten zurückgekehrten Smith hin. „Wir mussten also ein anderes Set-up finden. Es war ein freies Spielen.“
Als Mankertz-Backup rückte die erst 18-jährige Anna Suckstorff nicht nur erstmals in den Kader, sondern auch gleich in die Starting Five. „Natürlich ist das ohne Pia ein ganz anderes Spiel. Aber Anna hat das richtig gut gemacht“, betonte Hannah Pakulat. Das sah ihr Trainer genauso: „Ihr zolle ihr höchsten Respekt. Sie musste in ihrem ersten Zweitligaspiel gleich als Guard aufs Feld und hat sehr gut performt. Für ihr erstes Spiel war das super.“ Suckstorff agierte mit zunehmender Dauer immer mutiger und stieß mit Zug zum Korb in die Lücken. Damit zog die U 18-Nationalspielerin insgesamt neun Fouls – Spitzenwert. Auch sieben Rebounds bezeugen ihren Einsatzwillen – einzig das Wurfpech verfolgte die mit Doppelspielrecht sonst auch für Regionalligist Rist Wedel auflaufende Suckstorff bis zum Ende. Neben ihr feierte Ende des dritten Viertels mit Sophie von Ass übrigens eine weitere 18-Jährige ihre Premiere bei den Hurricanes.
Bereits ihre dritte Partie absolvierte derweil Leonie Rosemeyer im Trikot der Basketballgemeinschaft. Es war ihr bisher bestes! Mit 19 Punkten lag sie nur knapp hinter der US-Amerikanerin Maddie Simon (22). Fünf Dreier bei nur sechs Versuchen – diese Bilanz sagt im Prinzip alles über Rosemeyers Auftritt aus. Gleich drei gelangen ihr innerhalb von 90 Sekunden, womit sie ihr Team gleichzeitig mit 39:33 wieder in Führung warf (19.). Nach ihrem vierten Foul Anfang der zweiten Hälfte ließ Greve die frühere Braunschweigerin jedoch bis zur Schlussphase auf der Bank, ehe ihr dann in der letzten Sekunde die Punkte zum 78:72 von der Freiwurflinie gelangen.
Wichtiger waren in dieser Phase aber die kurz zuvor verwandelten Freiwürfe durch Ayla Faber, einem weiteren Neuzugang. Sie hatte zwölf Sekunden vor Ultimo für das fünfte persönliche Foul der Ex-Nationalspielerin Carla Hermann gesorgt. „Am Ende war Ayla der Closer“, wusste Greve und ergänzte: „Sie hat super gerackert.“ Zumal die 21-Jährige mit ihren Punkten – am Ende waren es 13 – schon die 59:55-Führung Ende des dritten Durchgangs gesichert hatte. Im letzten Viertel war es dann vor allem Maddie Simon, die die Düsseldorfer Aufholjagd stoppte und hier auch zwei ihrer vier Dreier erzielte.

(Rotenburger Kreiszeitung)