Laken, Master in Applied Leadership

von Thomas Lambertz

Wenn man einen Mastertitel in angewandter Führung und Lehre erhält, hat das mit Kompetenz und Führungsfähigkeiten zu tun. Wenn dann eine Sportmannschaft einen „Master in applied leadership and teaching“ als Verstärkung bekommt, darf man nicht nur von einem sportlichen Gewinn sprechen. Zumal der Master in Wirklichkeit eine Mistress ist, sich in Nördlingen auskennt, keine Unbekannte in der 1. Toyota Damenbasketball Bundesliga ist und Laken James heißt. Sie kehrt zur Freude der Angels-Verantwortlichen nach einem Jahr in Edinburgh nach Nördlingen zurück und wird für die Eigner Angels Nördlingen auflaufen.
Damit ist Martin Fürleger, der sportlichen Leiter der Eigner Angels, ein überraschender Coup geglückt. „Wir haben unser Augenmerk gezielt auf Charakter- und Führungsstärke gelegt.“ Diese Eigenschaften kannte man von James. Die US-Amerikanerin kam in der Saison 2020/21 als Ersatz für Kelly Campbell, die nach nur vier Spielen vom Heimweh geplagt Nördlingen Richtung Heimat verließ. James spielte sich von Beginn an in die Herzen der Zuschauer, überzeugte sie genau mit den Tugenden, die die Zuschauer und eben Fürleger gerne an ihr sehen wollen: Führung, starken Charakter, Einsatz, Leidenschaft, Emotion. Sie scorte in 15 Spielen durchschnittlich 7,1 Punkte und holte 3,6 Rebounds. Besonders in der Verteidigung ließ der 1,75m große Guard aufmerken. Ihre Art, ihren Gegnerinnen den Ball zu stehlen, prägte dann auch den „Laken steal“. Knallharte Defense möchte Coach Ajtony Imreh von ihr wieder in der kommenden Saison wieder sehen. Ihm war die Freude anzumerken, dass eine weitere Wunschkandidatin in das Team der Kraterbasketballerinnen zurückkehrt. „Laken ist eine sehr starke Verteidigerin und das Jahr in Schottland hat ihr gut getan. Sie hat sich sportlich und charakterlich noch weiterentwickelt“ ist sich der Chefcoach der Angels, der in seine vierte Saison geht, sicher. Dass James als Profi gewachsen ist, erkennt man auch an ihrer Arbeit in der von ihr gegründeten „Five Star Academy“, in welchen jungen Spielerinnen die Grundlagen des Basketballs beigebracht bekommen. Selbst nervte sie ihren Vater, in ihrer Heimatstadt Oconto in Wisconsin auf der Zufahrtstraße Linien aufzuzeichnen, damit sie ihren eigenen „Court“ bekam. „Ich bin eine Athletin. Ich bin eine Träumerin. Ich bin eine Drehbuchautorin. Ich schrieb meine eigene Geschichte von dem Zeitpunkt an als die Dreipunktlinie auf meine Zufahrt gemalt wurde,“ erinnert sich die Absolventin der University of Wisconsin, Green Bay auf ihrer eigenen Homepage.
Mit Laken James, Sami Hill, Elina Koskimies, Anissa Pounds und Joey Klug (aus Marburg) kommen fünf Spielerinnen nach Nördlingen zurück, eine davon lernte ihr basketballerisches Handwerk im Ries. „Wenn 5 Spielerinnen zurück nach Nördlingen wollen, heißt das schon etwas für den Basketballstandort Nördlingen.

Denn Geld kann es allein nicht sein, da sind wir leider schon traditionell im hinteren Drittel der Liga angesiedelt. Dieses Jahr sind wir sicher finanzielles Schlusslicht, wenn ich mir die Zugänge in anderen Mannschaften anschaue“ kann Martin Fürleger den berechtigten Stolz über seine gelungene Spielerakquise kaum verbergen, aber auch eine Portion Skepsis schwingt mit. Stolz kann der 35-jährige auch sein, wenn er in seine zweite Saison als Angels-Verantwortlicher Sport geht. Insbesondere, wenn eine weitere Nördlingerin eine Rückkehr ins Ries plant, wie der vorsaisonale hektische Flurfunk meldet. Skeptisch wird Fürleger, wenn er die aufgerufenen Gehälter für in Frage kommende Spielerinnen betrachtet: „Da können wir einfach nicht mitmischen. Das würde sowohl den finanziellen Rahmen als auch unseren Gehaltsrahmen sprengen.“ Fürleger, selber Vorstandsmitglied, übt sich in Understatement, zeigt aber Verhandlungsstärke und weiß seinen gesamten Vorstand hinter sich. „Wir punkten eben auch mit unseren soft skills. Dem Herzblut unserer Helfer, die direkt oder indirekt mit der Mannschaft zu tun haben. Wir sind Kümmerer. Zudem ist da der Charme der Menschen und der Stadt, dem beschaulichen und vergleichsweise ruhigen Ries.“ Hinter der kanadischen Nationalspielerin Sami Hill etwa war nicht nur die halbe Liga her, auch das finanzstarke Ausland interessierte sich für eine der besten Spielerinnen der vergangenen Saison in der DBBL. Den Zuschlag gab die Angels-Kapitänin der letzten Saison ebenso wie „Master“ Mistress Laken James aber dem beschaulichen Nördlingen, einer runden Stadt, im runden Ries. Fast so rund wie die rote Basketballkugel, der die Eigner-Girls ab dem 09.10. offiziell wieder hinterherjagen.