Keltern verzichtet auf Protest

Christian Hergenröther war – genau wie seine Spielerinnen – enttäuscht. Wie hätte es nach der neuerlich knappen 91:93-Niederlage und dem damit verbundenen Aus in der Halbfinalserie der Play-offs auch anders sein können. Die erfolgsverwöhnten Bundesliga-Basketballerinnen der Rutronik Stars Keltern, die im vergangenen Jahr sowohl den DBBL-Pokal als auch die Meisterschaft für sich entschieden hatten, mussten den Eisvögeln des USC Freiburg den Vortritt lassen. „Es ist immer schwierig, nach so einer Niederlage die richtigen Worte zu finden“, gestand Kelterns Cheftrainer Hergenröther anschließend offen. Um in aller Fairness anzufügen: „Ich denke, dass das bessere, aggressivere und konstantere Team gewonnen hat.“

„Wir haben das Training diese Woche ein bisschen spaßiger gestaltet.“ Christian Hergenröther – Cheftrainer der Sterne

„Wir haben viermal gegen Freiburg verloren. Das muss man anerkennen.“ Dirk Steidl – Manager der Sterne Keltern

Während die Eisvögel in ihrer erst zweiten Finalteilnahme der Vereinsgeschichte nun auf die starken Aufsteigerinnen der Rheinland Lions treffen, bleibt den Rutronik Stars Keltern der Kampf um Platz drei. Dieser beginnt an diesem Donnerstagabend (19.30 Uhr) mit dem Hinspiel bei den GiroLive Panthers Osnabrück. Das Rückspiel steigt am Samstagabend (19 Uhr) in der Dietlinger Speiterlinghalle.

Dass die Spiele nun tatsächlich in dieser Konstellation stattfinden, war absehbar, jedoch zu Wochenbeginn noch nicht ganz sicher. Die Kelterner Verantwortlichen um Manager Dirk Steidl hatten am Ostersonntag angekündigt, Protest gegen die Spielwertung einlegen zu wollen, weil dem Kampfgericht im zweiten Halbfinalspiel kurz vor der Halbzeitpause ein Missgeschick unterlaufen war. Bei einem Distanzwurf der Freiburgerin Christa Reed, die allerdings auf der Linie gestanden hatte, wurden fälschlicherweise drei statt der korrekten zwei Punkte notiert. Das Kampfgericht hatte die Schiedsrichter umgehend informiert – aufgeklärt wurde der Vorfall allerdings nicht. Nach der Pause ließen die Unparteiischen mit dem falschen Spielstand weiterspielen. Ein zuständiger Kommissar, der eigentlich von der Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) vorgeschrieben ist und die Ereignisse nach Verständnis der Kelterner umgehend aufgeklärt hätte, hatten die Liga-Verantwortlichen nicht angesetzt.

„Wir haben alle Unklarheiten, die aufgetaucht waren, selbst geklärt“, sagt Sterne-Manager Steidl am Mittwoch. „Das hat uns eine Menge Zeit, viele Gespräche und Telefonate gekostet, ist aber gut verlaufen. In dieser Hinsicht ist alles in Ordnung. Ein Protest war dann nicht mehr notwendig.“ Zumal es, das betont Steidl mit Nachdruck, zu keinem Zeitpunkt ums sportliche Weiterkommen ging. „Das wäre höchst unanständig – wir haben viermal in dieser Saison gegen Freiburg verloren. Das muss man anerkennen“, erklärt er. Von der DBBL habe man indes keine Erklärung vernommen.

Damit bleibt den Sternen also der Kampf um den Bronzerang. Am Donnerstagmorgen geht’s los nach Osnabrück, „stand Mittwoch werden alle dabei sein“, so Hergenröther. Im Hinspiel der Hauptrunde hatte Keltern Ende November eine 54:66-Pleite gegen die Niedersächsinnen hinnehmen müssen. Das Rückspiel ging unterdessen mit 73:63 an die Sterne. „Die Truppe spielt, abgesehen von Jill Townsend, schon lange zusammen, das macht sich natürlich bemerkbar. Mit Samantha Führing haben sie dazu noch die dominanteste Post-Spielerin in ihren Reihen“, sagt Hergenröther.

„Wir sind nach dem Halbfinal-Aus natürlich ein bisschen geknickt. Wir haben das Training diese Woche aber ein bisschen spaßiger gestaltet, um die Moral hochzuhalten“, erklärt der Coach. „Natürlich sind solche Spiele um Platz drei immer etwas undankbar. Aber das heißt ja nicht, dass wir uns nicht voll reinhängen. Wir werden unser Bestes geben und nochmal alles reinlegen, was noch im Tank drin ist – das sind wir auch den Fans schuldig. Wir wollen uns möglichst gut in den Sommer verabschieden.“

Autor: Sandra Hennig (Pforzheimer Kurier: 21.04.2022)