Falcons erfolgreich im Nachholspiel gegen München

Diese Saison wird mit Sicherheit allen in Erinnerung bleiben, denn die Pandemie erfordert von den Bundesliga-Teams viel Organisationstalent, Flexibilität und vor allem eines – Durchhaltevermögen. Derzeit „hangeln“ sich die Mannschaften von Woche zu Woche durch den Spielplan. Spiele fallen aus, weil entweder die von der Liga geforderten Corona-Testungen vor den Spielen einen positiven Fall zu Tage fördern, weil Mannschaften in Quarantäne sind oder weil Teams sich nicht in der Lage sehen, Testungen zu organisieren. Aber wie auch immer, es soll weiter gehen.

Nach einer 2-wöchigen Pause (von der Ligaleitung zur Organisation der Schnelltests angeordnet) wollten die Falcons eigentlich nach Bamberg. Doch Bamberg sagte das Spiel am Dienstag Abend ab. Also wurde geschaut, welche Spiele denn noch so ausfallen in der Südgruppe und welche Teams davon vielleicht spielen wollen. Mit München wurde ziemlich schnell ein Gegner gefunden, das Spiel gegen München sollte ja bekanntlich am 8.11. stattfinden. Also Liga informiert, Freitags die Schnelltests absolviert, Schiedsrichter organisiert und so konnten unsere Mädels am Sonntag in eigener Halle spielen. Natürlich ohne Zuschauer, aber dafür mit einem Livestream über YouTube.

Das Team von Coach Brown musste auf gleich 4 Spielerinnen verzichten. Julie Spencer war Anfang November zurück in die USA geflogen, ihrem Wunsch auf Vertragsauflösung aus privaten Gründen wurde vom Management stattgegeben. Nerea Garmendia und Zoe Janovsky standen aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung und zu allem Übel verletzte sich Kapitänin Geri Georgieva im Abschlusstraining am Freitag am Knie. Ein MRT Anfang der Woche soll Klarheit bringen.

Doch wer gedacht hat, dass die Bad Homburgerinnen sich verunsichert zeigen, der wurde eines Besseren belehrt. „Das waren sehr gutes Spiel meiner Mannschaft, die trotz der ungeplanten Pause und den Ausfällen schönen Teambasketball gespielt haben“, war der nicht zu übermäßiger Euphorie neigende Headcoach Jay Russell hellauf begeistert vom Auftritt seiner Mannschaft, die im Primodeus-Park vor allem in punkto Einstellung und Moral Basketball vom Feinsten geboten hatte. Und auch die verletzte Georgieva – auf Krücken und mit hochgelegtem linken Bein – verfolgte  von der Bank aus den tollen Auftritt ihrer Kolleginnen, bei denen vor allem Wirbelwind Isabel Gregor auf der Spielmacherposition dafür sorgte, dass gegen München niemand die Routiniers Odroziola und Georgieva vermisste. „Sie ist von niemandem zu stoppen gewesen und zeigt jetzt das großartige Potenzial, das in ihr steckt“, erhielt die Spielerin mit der Nummer 4 von Brown ein dickes Kompliment.

Die Ruhe und Übersicht der 165 Zentimeter großen Studentin hatte auch dafür gesorgt, dass sich die Gäste aus München lediglich 41 Sekunden lang an einer Führung erfreuen durften. Nach dem anfänglichen 3:4 zogen die Falcons nämlich mit einem 19:0-Lauf (!) bis zur neunten Minute auf 22:4 davon und hatten damit die junge Jahn-Truppe frühzeitig demoralisiert. Auch zwei Auszeiten von Gäste-Coach Markus Klusemann vermochten in dieser Phase den Angriffswirbel der Gastgeberinnen nicht zu stoppen. Unter dem Korb arbeitete Lisa Marie Kämpf als einzige „Große“, Unterstützung erhielt sie von Ana Kammer und Marisa Koopmann, die zeitweise auf der tiefen Position eingesetzt wurden um Kämpf die nötigen Pausen zu geben und diese Aufgabe mit viel Routine und Übersicht lösten.

Aber auch die anderen Nachwuchsspielerinnen der Falcons sorgten für reichlich Punkte. Vor allem Tosca Steinhoff glänzte mit viel Mut und guten Entscheidungen. „Das hat sich schon in den letzten Trainings angedeutet, jetzt hat sie auch mal im Spiel den Schalter umgelegt,“ so Assistant-Coach Bernd Betz. Und Emily Johanns entwickelt sich immer mehr zu einem wichtigen Baustein im Mannschaftskonstrukt. „Egal wer auf dem Feld stand oder in welcher Konstellation wir gespielt haben, es war kein Bruch im Spiel der Mädels zu sehen,“ so Brown.

Die deutliche Überlegenheit der Bad Homburgerinnen belegt der Gewinn aller vier Zehn-Minuten-Abschnitte (24:9, 20:19, 19:16 und 13:8). Und auch die Foul-Statistik von 8:17 zeigt, dass sich die Mädels aus Bayern oft nur mit unfairen Mitteln zu helfen wussten. Mit Olivia Borsutzki (31.) und Leonie Kambach (38.) mussten zwei Jahn-Spielerinnen im letzten Abschnitt nach dem jeweils fünften Foul vorzeitig vom Feld.

Wegen der derzeit geltenden strengen Hygienevorschriften fand auch diese Begegnung als „Geisterspiel“ unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, aber rund 120 Fans verfolgten die gestrige Begegnung live auf dem YouTube-Kanal.

Am kommenden Sonntag bestreiten die Falcons bereits das nächste Heimspiel. Ab 16.30 Uhr soll  es gegen die Saarlouis/Dillingen Diamonds gehen – sofern nicht wieder was dazwischen kommt.

Falcons Bad Homburg: Gregor (21 Punkte/1 Dreier), Kämpf (16), Kammer (13/3), James (9/1), Steinhoff (7/1), Johanns (6), Koopmann (4), Bokemeyer, Rhein.