Es bleibt ein Silberlächeln

TKH-Basketballerinnen verlieren drittes Finalspiel um die deutsche Meisterschaft, Keltern holt den Titel. „Bittersüße“ Gefühlswelt.

Als um 20.51 Uhr Silber um ihre Hälse hing, konnten die TKH-Luchse auch wieder lächeln. Fünf Minuten später mussten Hannovers Basketballerinnen aber noch mit ansehen, wie die Rutronik Stars Keltern Gold und einen optisch semi-prächtigen Meisterpokal überreicht bekamen. Die Sektdusche schaute sich der TKH noch an, dann holte Trainerin Sidney Parsons ihr Team noch einmal zusammen und baute es auf. Sogar für ein kleines weinendes Mädchen mit TKH-Schal hatte sie tröstende Worte.

„Es ist immer bitter zu verlieren, egal wie“, sagte Parsons und verwies als Erklärung auf das nüchterne Zahlenwerk. Nur zwei von 22 Dreipunktewürfen fanden ihr Ziel. Und nur acht Freiwürfe von 14 Versuchen. So lässt sich kein Spiel gewinnen, geschweige denn eine Meisterschaft. Keltern hatte schon 2:0 in der Serie geführt, benötigte nur noch einen Sieg, um den dritten Meistertitel nach 2018 und 2021 klarzumachen.

Als wenige Minuten vor Schluss auch Laura Stocktons Korbleger vom Brett sprang, ahnten Parsons, ihr Team und die Fans, dass es nichts mehr werden würde mit der Wende. Keltern spielte wie ein Champion die Zeit runter und gewann mit 66:52.

Als „bittersüß“ beschrieb Rowie Jongeling ihre Gefühlswelt. Die Niederländerin war mit 15 Punkten, fünf Rebounds, zwei Steals und vier Blocks beste TKH-Spielerin. „Wenn wir das gewusst hätten zu Saisonbeginn, das Finale zu erreichen und vorher schon Pokalsieger zu werden, hätten wir das sofort unterschrieben. Aber nach so einer starken Saison wollten wir natürlich mehr. Dennoch können wir stolz auf Silber sein. Wir haben ja Gold für den Pokal.“

Zum Warmmachen hatten sich die Luchse den im März gewonnenen DBBL-Pott in die Mitte vors Kampfgericht aufgestellt – als Zusatzmotivation. Die Körpersprache stimmte. Die verhinderte Topscorerin Angel Rizor, die nach ihrem im ersten Spiel erlittenen Knochenbruch mit geschientem Handgelenk auf der Bank saß, meinte: „Wir müssen gut reinkommen, dann haben wir eine Chance.“

Das Vorhaben funktionierte – zumindest zunächst. Der TKH führte nach einem Blitzstart mit 8:1. Vor allem dank der aufmerksamen und aggressiven Abwehr. Immer wieder luchste Hannover den Gästen die Bälle ab. Beim 12:5 schien Keltern schon angeschlagen, doch das täuschte. Weil vorne die Bälle oft nur in den Ring reinguckten, aber nicht durchfielen, kamen die Sterne ran und lagen beim 12:13 sogar erstmals vorn. Doch Hannover blieb am Drücker. Spielmacherin Dara Taylor traf kurz vor der Viertelsirene mit einem Dreier zum 20:15. Das ließ sich gut an.

In der kurzen Pause stimmte Hallensprecher Bodo Gerdes mit den offiziell 350 Fans im voll besetzten Birken-Dome ein Ständchen für Doro Richter an. Die TKH-Teammanagerin wurde am Dienstag 40 Jahre alt.

Die Sterne kamen besser in den zweiten Durchgang, stellten auf 26:22. Trotz mieser Wurfquote gelang es den Luchsen aber, die Partie wieder an sich zu reißen. Mit aufopferungsvollen Einsatz, guter Defensivarbeit und gelegentlichen Korberfolgen in der Offensive. 29:28 hieß es zur Pause – eine knappe Führung, alles war drin..

Dann mussten die Fans in der Halle ansehen, wie Hannover zu Beginn des dritten Viertels abfiel. Keltern setzte sich auf acht Punkte ab (41:33), Mit fünf Zählern in Folge kam Hannover zwar ran (41:45), pennte dann aber kollektiv beim Defensivrebound. Obendrein bekam Keltern ein Foul und verwandelte beide Freiwürfe.

Mit sechs Punkten Rückstand (41:47) ging es in den letzten Abschnitt. Noch lebte der Glaube, das Spiel irgendwie zu gewinnen und die vorzeitige Meisterschaft der Stars zu verhindern. Jongeling hielt mit zwei erfolgreichen Würfen die Hoffnung hoch. Doch alle anderen Wurfversuche des TKH gingen nicht rein. „Ich glaube, die Batterie war leer“, sagte TKH-Teamchef Rodger Battersby. „Aber das kann ich keinem verübeln. Ich bin stolz auf das gesamte Team.“

TKH-Punkte: Jongeling 15, Taylor 13, Roscoe 8, Stockton 6, Brabencova 6, Ossowska 4.

Bericht: Simon Lange, Neue Presse