Erstmals Top4 im Pokal erreicht

Was Energie und Leidenschaft doch bewirken können. Trotz aller Widrigkeiten sind die SNP BasCats USC Heidelberg durch ein 93:65 gegen die Angels Nördlingen erstmals ins Top4 (so die offizielle Bezeichnung, nicht Final Four) um den deutschen Basketball-Pokal der Frauen eingezogen. Dieses wird voraussichtlich am 20./21. März stattfinden, dort werden die BasCats auf die Rutronik Stars Keltern (69:63 bei den RheinLand Lions), die GiroLive Panthers Osnabrück (66:61 in Marburg) und den Sieger der Partie Bad Homburg gegen Wasserburg (am 14. Januar) treffen.

Die Freude bei den SNP BasCats war groß. Darf sie auch sein, doch man muss natürlich auch berücksichtigen, dass den Gästen aus Nördlingen jegliche Spielpraxis und auch Training fehlte. Erst am Wochenende waren sie aus der Quarantäne gekommen. Da verwunderte es nicht, dass am Ende vor allem die Kraft bei den acht Angels ausging. Ihr Kampfgeist war ebenfalls bemerkenswert. Doch die Heidelbergerinnen mussten in dieser Saison schon so viele Nackenschläge hinnehmen, da sei ihnen diese große Freude über den Erfolg gegönnt.

Inja Butina setzte bereits nach fünf Sekunden das Signal zum Sieg, als sie unaufhaltsam zum Korb zog und bei ihrem Treffer noch einen Bonusfreiwurf ergatterte, den sie zum 3:0 verwandelte. Doch im ersten Viertel hielt Nördlingen mit und nutzte die Defensivschwächen der SNP BasCats aus. Vor allem Magaly Meynadier (sieben Punkte) und Respect Leaphart (fünf) machten den Heidelbergerinnen Probleme. Doch die 1,96 Meter große Centerspielerin Victoria Waldner, die sich vor Jahren zu Bamberger Zeiten schon legendäre Schlachten mit Erica Carlson geliefert hat, war bereits nach neun Minuten mit drei Fouls belastet, das kam den BasCats natürlich entgegen.

Zwar baute Nördlingen die knappe Führung nach dem ersten Viertel zu Beginn des zweiten Spielabschnittes durch vier Punkte von Leaphart auf sechs Zähler aus, doch zwei Distanztreffer von Butina und Bagdanaviciene leiteten einen 11:0-Lauf ein und sorgten für die Wende. Die SNP BasCats wurden in der Verteidigung stärker, mit 16:6 ging das zweite Viertel an sie. Die Wurfquoten zur Halbzeit waren alles andere als gut, doch das wurde dann immer besser. „Laufwunder“ Britta Daub schlug ein höllisches Tempo an, da konnte Nördlingen nicht mithalten. Die frühere Göttingerin war wieder einmal überall zu finden, am Ende hatte sie mit zwei Distanztreffern 17 Punkte und herausragende zehn Rebounds nebst drei Vorlagen und drei Ballgewinnen in der Statistik. Inja Butina wurde mit 21 Punkten zur Topscorerin, Franziska Worthmann, kurz mit einem Schlag auf die Nase außer Gefecht, zeigte ihre Stärken aus der Distanz.

Erfreulich war die deutliche Leistungssteigerung bei Center Alica Moravcikova (15 Punkte, acht Rebounds) und auch bei Ieva Bagdanaviciene. Die Litauerin vergab zwar noch einige Würfe, doch bei 19 Punkten und acht Rebounds gibt es wenig zu meckern. Fünf Spielerinnen mit zweistelligen Punktezahlen, das gibt es bei den SNP BasCats nicht oft. Es war ein Sieg für Moral und Selbstvertrauen, genau richtig vor dem Abstiegsduell am Sonntag gegen Saarlouis.

Stenogramm: 5:2 (1.), 5:7 (2.), 15:12 (4.), 15:19 (6.), 21:23 (10.), 21:27 (11.), 32:27 (15.), 37:29 (Halbzeit), 46:31 (23.), 57:39 (26.), 64:44 (29.), 68:47 (30.), 76:58 (35.), 83:58 (36.), 89:61 (38.), 93:65 (Endstand).

Punkte SNP BasCats: Butina 21/2, Daub 17/2, Bagdanaviciene 19/2, Moravcikova 15, Worthmann 13/3, Palenickova 4, Karavassilis 2, Kleinert 2.

Punkte Nördlingen: Meynadier 19/2, Leaphart 15/1, Yesilova 8/1, James 8, Laura Geiselsöder 6, Berlitz 4, Brodersen 3/1, Waldner 2.

Rebounds: 51:38 (SNP BasCats/Nördlingen): Daub 10, Moravcikova 8, Moravcikova 8 – Leaphart 8, Waldner 8, Meynadier 5.

Wurfquote aus dem Feld: 45,5:41,6 %

Dreierquote: 27,3:33,3 % (9/33:5/15)

Freiwurfquote: 80:75 %

Ballverluste: 17:21

Stimmen zum Spiel:

Trainer Dennis Czygan: „Dieser Sieg tut in unserer Situation so gut. Natürlich kam Nördlingen direkt aus der Quarantäne und war auch nur zu acht. Aber bei uns ist auch jede Woche etwas anderes, und wir haben uns nicht auf Nördlingen vorbereiten können. Die Mädels freuen sich tierisch über den erstmaligen Einzug ins Top4, schade, dass dieses Spiel heute ohne Zuschauer stattfinden musste. Im ersten Viertel haben wir nicht gut verteidigt, aber mit dem 16:6 im zweiten Viertel haben wir schon die Wende geschafft. In der Halbzeit habe ich der Mannschaft gesagt, sie soll es einfach durchziehen. Ich habe immer gesagt, dass Alica Moravcikova es kann, sie hatte heute gegen Waldner und Leaphart eine schwere Aufgabe. Nun müsste der Knoten geplatzt sein. Durch unser hohes Tempo haben wir eine enorme Power auf dem Spielfeld. Energie, Leidenschaft und eine verbesserte Defense – das hat mir heute besonders gut gefallen. Die Werferinnen bei uns haben sicherlich Selbstvertrauen bekommen.“

Inja Butina: „Ich bin stolz auf das Team. Wir haben alles das umgesetzt, was wir uns im Training vorgenommen haben. Wir haben trotz der fehlenden Post-Spielerinnen gewonnen, das ist stark. Wir alle waren sehr geschockt, als sie beide in Herne verletzt wurden. Aber Alica wird langsam besser, auch Marie. Wir sind zu manchem fähig, deshalb glaube ich, dass wir in der Liga bleiben oder auch die Playoffs schaffen können. Das hohe Tempo ist bei mir manchmal gut, manchmal auch ein Nachteil… (lacht)

Britta Daub: „Trotz der widrigen Umstände für das Spiel auf beiden Seiten und der natürlich deutlich schwierigeren Situation für Nördlingen, ist es ein riesiger Erfolg, das Top4 erreicht zu haben. Wenn so etwas in Aussicht steht, ist die Motivation natürlich riesig und die Energie kommt von ganz alleine. Durch den Sieg heute haben wir uns auch nochmal für die starke kämpferische Leistung im Achtelfinale in Halle belohnt.“

Michael Rappe