Ein Dreier, der sich wie ein Sieg anfühlt

Das letzte Aufgebot schlägt sich wacker: Die Basketballerinnen des ASC Mainz unterliegen zu sechst dem Tabellenführer TG Würzburg mit 40:72.

Die 40 Minuten waren beinahe abgelaufen, als Alina Dötsch den Ball noch einmal von der eigenen Grundlinie einwarf. Adressatin war Antonia Filipova, die aus der eigenen Hälfte heraus über die linke Seite dribbelte, zwei Gegnerinnen überlief und mit der Schlusssirene einen Dreier ansetzte, der tatsächlich noch durch den Korb rauschte. Es war der Treffer zum 40:72 (31:56, 23:35, 11:21)-Endstand im Spiel des ASC Mainz gegen die TG Würzburg – „aber der hat sich für alle unsere Mädels angefühlt wie ein Siegtreffer“, sagt Sportvorstand Dominique Liggins.
Wobei: „Für alle“ ist gut. Es waren ja nur sechs Spielerinnen, die Trainer Andre Negron gegen den ungeschlagenen Tabellenführer zur Verfügung standen. Die übrigen befanden sich entweder noch in Quarantäne oder waren krank oder wollen in dieser Saison nicht mehr das Risiko eingehen, gegebenenfalls noch einmal zwei Wochen in häuslicher Isolation verbringen zu müssen. Dieses Sextett aber schlug sich sehr achtbar. „Ich bin stolz auf die Mädels“, sagte Liggins.

Beherzte Defense
Zwar hatte Gästetrainer Thomas Glasauer wie angekündigt einige Leistungsträgerinnen zu Hause gelassen; weder die US-Amerikanerinnen Paige Bradley und Kathlyn Yohn noch die deutsche U-18-Nationalcenterin Paula Wenemoser standen im Aufgebot. Doch zum einen waren die Fränkinnen zu elft, zum anderen fanden sich auf Mainzer Seite in Alina Dötsch und Toni Filipova lediglich zwei Akteurinnen, die sich in der Zweiten Liga auskennen. Die beiden mussten denn auch jeweils knapp 38 Minuten auf dem Feld verbringen und für ihre vier Mitstreiterinnen sprang – von einer halben Stunde an aufwärts – mehr Einsatzzeit heraus als sie bisher gemeinsam in der Ersten Mannschaft gesammelt hatten.
Und sie schlugen sich mehr als achtbar. Sowohl gegen die Presse, die Glasauer seinem Team zur Überraschung der Mainzer Verantwortlichen über die gesamte Spielzeit verordnete (Liggins: „Damit sind wir besser zurechtgekommen als in anderen Spielen mit voller Besetzung“), als auch in der Defense, wo sie sehr beherzt agierten. So wie Cathérine Henneberg in einer Szene des zweiten Viertels, als sie sich einer mit Tempo auf die Mainzer Zone zulaufenden Gegenspielerin mutig und regelkonform in den Weg stellte, dadurch einen Ballverlust provozierte und Filipova einen Fastbreak zum 15:27 ermöglichte.

Gästetrainer zur Pause unzufrieden
Hatten sie schon im ersten Durchgang mit zehn Zählern zurückgelegen, hielten sie den Zwölf-Punkte-Abstand bis zur Halbzeitpause. Gemeinsam mit der für den Livestream zuständigen Wanda Schipler habe er einigermaßen gestaunt, wie gut sich das letzte Aufgebot gegen die Favoritinnen behauptete, sagte Liggins. „Ohne ihre Amerikanerinnen sind sie nicht ganz so souverän“, hielt er fest. „Wenn wir mehr Möglichkeiten zum Durchwechseln gehabt hätten, wäre das Ergebnis sicher noch etwas knapper ausgefallen. Immerhin haben wir es geschafft, dass Thomas Glasauer mit der ersten Halbzeit unzufrieden war.“
Doch in der dünnen Besetzung fehlte den Gastgeberinnen neben der Erfahrung mit zunehmender Spieldauer auch die Kraft, die eine oder andere Offensivaktion erfolgreich abzuschließen. Insbesondere zu Beginn des dritten Viertels ließ der ASC einige Gelegenheiten aus, ohne dass dies dem gegnerischen Druck zuzuschreiben gewesen wäre. „Aber gewonnen hätten wir trotzdem nicht“, sagte Liggins. „Und unser Hauptziel war es ja, ohne Verletzungen durchzukommen.“
Zudem habe sich das Team interne Ziele gesetzt. Zum Beispiel, dass jede Spielerin punkten solle (was nicht ganz klappte). Oder dass sie 40 Punkte machen wollten – wovon sie bis in die Schlusssekunde genau einen Dreier entfernt waren. „Ich dachte noch: ,Shit, hat nicht ganz gereicht, war aber trotzdem respektabel‘“, erzählte Liggins. Dann setzte Antonia Filipova zum finalen Wurf an.