Die Letzten sind die Ersten

Toyota 1. Damen Basketball Bundesliga,
BC Pharmaserv Marburg – Rheinland Lions 63:67 (25:34).

Auch nach fünf Bundesliga-Spielen steht der BC Pharmaserv Marburg noch ohne Sieg da. Doch ist der Tabellenletzte das erste Team, das in dieser Saison gegen den – nach Hannovers Niederlage in Keltern – neuen Tabellenführer Rheinland Lions (Bilanz 5:0) nicht mit mindestens 18 Punkten Differenz unter die Räder kommt. So macht die knappe Heimniederlage Mut, dass es nicht mehr lange dauern kann mit dem ersten Sieg. Erfolgreichste Punktesammlerin der Partie war Marburgs Nationalspielerin Theresa Simon (18), die auch zur „validAID Spielerin des Tages“ gewählt wurde.

Der Abend in der Georg-Gaßmann-Halle hatte mehrere emotionale Höhepunkte. Zwei davon rahmten die 40 Spielminuten ein: Vor der Partie wurde Marburgs langjährige Spielerin Kim Winterhoff verabschiedet – auf den Tag genau elf Jahre nach ihrem ersten Bundesligaspiel. Diesmal kommentierte die 27-Jährige mit ihrer ehemaligen Team-Kollegin Mali Sola den Livestream.

Der Trainer greift zum Mikrofon

Und nach der Schlusssirene feierten die BC-Fans ihre Mannschaft, als ob es schon geklappt hätte mit dem ersten Sieg. Das Publikum honorierte die Leistung des Pharmaserv-Teams, das sich zum dritten Mal in Folge mit nur vier Pünktchen Differenz geschlagen geben musste.

Und Trainer Patrick Unger bedankte sich übers Hallenmikrofon bei den Zuschauern „für die Riesenstimmung“. Er wisse, dass es gerade nicht leicht sei, BC-Fan zu sein. Aber: „Ich hoffe, ihr merkt, dass wir für uns, euch, die ganze Stadt fighten. Hört bitte nicht auf, an uns zu glauben. Wir holen den ersten Sieg, schon ziemlich bald, dann wird’s abgehen.“

Blackout im zweiten Viertel

Denn über weite Strecken war nicht zu erkennen, wer der sieglose Tabellenletzte ist, und wer der ungeschlagene – bis dato – Zweitplatzierte. Einzig ein Blackout im zweiten Viertel verhinderte den ersten Saisonsieg: Bis erst 1:32 Minuten vor der Halbzeitpause die ersten Punkte für den BC fielen, hatten die Gäste schon 15 Zähler verbucht und aus einem 15:19-Rückstand nach zehn Minuten eine 30:19-Führung gemacht.

Ein Faktor: Rheinlands Dreier-Quote in der ersten Halbzeit war mit 2 von 10 schon mau, Marburgs 0 von 12 eine Katastrophe. Nach dem Seitenwechsel gleich zwei Ballverluste, und die Gäste um Ex-Marburgerin Lisa Koop (200 Bundesliga-Spiele für den BC) lagen mit 13 Punkten vorn (38:25). Die Raubkatzen waren auf dem Weg, nach dem Verschlingen der bisherigen vier Gegner mit deutlich zweistelligen Siegen, die Marburger Delfine als Beifang mitzunehmen.

Bildergalerie (Stefan Tschersich)

Doch Hessens einziger Erstligist im Damen-Basketball zeigte, dass er das auch bleiben will. Endlich, endlich fiel der erste Dreier – im 16. Versuch. Zwei weitere folgten. Der BC war bis zur letzten Pause auf 43:52 dran und blieb das auch. Pharmaserv-Team und Publikum steckten sich gegenseitig mit ihrer Energie an. Ein Dreier von Venla Varis und zwei von Theresa Simon brachten den BC auf 59:60 heran. 1:41 Minuten vor Schluss saß nur noch das Kampfgericht! Doch: Mehr kam nicht.

Patrick Unger (Trainer Marburg):
„Wir sind heute besser gestartet, als zuletzt. Wir haben wieder mehr Würfe und mehr Rebounds, als der Gegner, aber auch wieder ein Viertel, das uns killt. Wenn wir da mal ein, zwei Körbe mehr machen, … Ich finde, dass wir richtig tollen Basketball spielen. Wenn wir nur mal den Ball reinwerfen würden. Aber wir bleiben dran. Wir glauben an uns. Die einzige Konstante ist bei uns, dass wir bis zum Ende Vollgas geben und niemals aufgeben. Das haben die Fans heute wieder gesehen. Und ich hoffe, dass sie uns weiter so unterstützen.“

 

Statistik:

Viertel: 19:15, 6:19, 18:18, 20:15.

Marburg: Bertholdt 13 Punkte / 1 Dreier (7 Rebounds), Clet 7 (5 Reb., 4 Assists), Dziuba 2, Lückenotte, Lukow, Pagán 10 (7 Reb., 3 Ass.), Simon 18/3 (7 Reb., 3 Ass.), VanderKlugt 7, Vargas, Varis 6/2 (3 Ass.), Weyell (n.e.)

Rheinland: Bär 4 (6 Reb., 4 Ass.), Chou 15/2, Cousseins-Smith 16/1, Ellenrieder, Fuchs-Robetin 2, Kraker 12/1 (7 Ass.), Koop 3 (10 Reb.), Kröger, Lappenküper, Morawiec 3/1, White 12 (6 Reb., 5 Steals), Wolff.

SR: D.Lagudka, G.Poulidis. Z: 300.

 

Fun Facts: Marburg erzielt seine beste Freiwurfquote dieser Saison (84%; 11 von 13). / Zum ersten Mal in den 927 Pflichtspielen des Marburger Erstliga-Teams seit dem Wiederaufstieg 1992 enden  drei Partien hintereinander mit der selben Korbdifferenz aus Marburger Sicht, nämlich -4 (63:67 in Halle, 67:71 gg. Nördlingen, 63:67 gg. Rheinland).

Fail Facts: Marburg bleibt in den ersten 8:28 Minuten des zweiten Viertels ohne Punkt (0:15-Lauf). / Marburgs offensiv schwächstes zweites Viertel (6 Punkte) zu Hause seit 17.11.2012 (6; gegen Oberhausen, 61:55-Sieg). / Marburg verwirft seine ersten 15 Dreier-Versuche; erster Treffer in der 25. Minute; am Ende 6 von 27. / Fünf Niederlagen in den ersten fünf Liga-Spielen ist der schwächste Saisonstart seit 1993 (10 Niederlagen) und der drittschwächste seit dem Wiederaufstieg 1992 (8 Niederlagen als Aufsteiger).

 

Nächste Spiele:

Samstag, 19.11.2022, 18.00 Uhr, 1. Liga, Auswärtsspiel: Herner TC

Sonntag, 20.11.2022, 18.30 Uhr, 2. Liga, Auswärtsspiel: TG Neuss Tigers.

 

(von Marcus Richter)

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