Das 45-Punkte-Experiment

Reihenweise offen Würfe vergeben: Die Zweitligabasketballerinnen des ASC Mainz verschießen ihr Distanzpulver bei den Rhein-Main Baskets früh und verlieren mit 13 Punkten Differenz.
Langen. Die Ansage des Trainers war unmissverständlich: Aron Duracak wollte die Zweitligapartie des ASC Mainz bei den Rhein-Main Baskets explizit nicht für Experimente nutzen. Das „nicht“ hatte seine Spielerinnen offenbar überhört. Sie versuchten, den Tabellendritten mit 45 Punkten in die Knie zu zwingen – was zwangsläufig scheitern musste. „Das war leider nix“, kommentierte der Trainer die 45:58 (32:48, 20:30, 9:18)-Niederlage.An der Defense haperte es nicht; die Hessinnen unter 60 und ihre Ausnahmespielerin Svenja Greunke bei 13 Punkten zu halten, ging als Teilerfolg durch. Um daraus einen Erfolg zu machen und zu demonstrieren, fit für die Play-offs zu sein, in die sie als Tabellenfünfter des Südens vermutlich auf die BG 89 Hurricanes aus Rotenburg an der Wümme treffen werden, fehlte das offensive Gegenstück. Doch um das abzuliefern, hätte es sicherer Hände bedurft.

Die Mitte ist dicht

„RMB hat eine Mannverteidigung gespielt, sich aber tief in die Zone gestellt“, berichtete Duracak. Die Anspiele auf Eden Nibbelink und Maura Fitzpatrick, in vielen Partien ein probates Mittel, schieden aus, weil die beiden Topscorerinnen sich stets mindestens von zwei, manchmal auch von drei Gegnerinnen attackiert sahen. Das ermöglichte den Gästen zwar eine Unmenge freier Würfe von außen – was daraus wurde, waren 15 Treffer bei 44 Zweierversuchen und 2/19 Dreier. Mit „dürftig“ ist diese Quote noch beschönigend beschrieben.

Ihr Distanzpulver hatten die Mainzerinnen bereits nach viereinhalb Minuten verschossen. Fitzpatrick brachte ihr Team mit 3:0 in Führung und auf 6:11 heran, im weiteren Verlauf produzierte sie von jenseits der Dreierlinie sieben Fehlwürfe, Nibbelink vier, die übrigen Kolleginnen steuerten je einen bei. „Mit solchen Wurfleistungen hast du in der Zweiten Liga keine Chance“, sagte Duracak.

Die Schüsse alleine waren es nicht. Generell waren die Gastgeberinnen in allen Belangen überlegen. „Sie haben mehr gefightet, waren aggressiver, haben die besseren Entscheidungen getroffen“, berichtete der Trainer. „Und wir haben uns vorne rumschubsen lassen.“

Ein anderes Kaliber

Ein bisschen Verständnis brachte er allerdings für seine Frauen auf. „Es kann schon sein, dass wir dachten, es gehe um nichts mehr, da wir sicher in der K.o.-Runde sind“, bot er einen Erklärungsansatz an. „Wenn dann die Frustration über die geringe Ausbeute dazukommt, kann es schon mal passieren, dass man nicht mehr jedem Ball nachgeht. Das sollte nicht so sein, ist aber menschlich.“

Zudem dürfe man nicht vergessen, es mit einem Kontrahenten zu tun gehabt zu haben, der noch besser sei, als es sein Tabellenplatz aussage. RMB haben wegen massiver Personalprobleme die ersten fünf Saisonspiele verloren, seither aber 14 von 16 gewonnen. „Das ist ein ganz anderes Kaliber, wir können nicht einplanen, dort zu gewinnen.“ An einem guten Tag, an dem im eigenen Spiel alles passe und der Gegner nicht an seine Topform herankomme, sei das möglich. „Aber grundsätzlich sind wir noch nicht so weit, solche Partien zu gewinnen. Auch wenn manch einer uns schon stärker einschätzt.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.