Auf Drama folgt Ungewissheit: Sind Chemcats in den Playoffs?

Freie Presse: 15.03.2022

Thomas Reibetanz

Im letzten Heimspiel der Hauptrunde gab es bei den Zweitligabasketballerinnen alles zu erleben, was Sport so interessant macht: Tolle Stimmung, ein spannendes Spiel und viele Emotionen. Da es eine Niederlage für die Gastgeber wurde, steht noch immer nicht fest, wie es nun weitergeht.

Der Hausmeister der Chemnitzer Schloßteichhalle konnte sich am Samstagabend bei Nicole Brochlitz bedanken, dass er nicht die ganze Nacht damit verbringen musste, nach dem Dach der Sporthalle zu suchen. Denn das wäre ganz sicher davongeflogen, hätte Brochlitz den letzten Wurf, so wie sie es natürlich auch vorhatte, im Korb versenkt. Der Ball fiel beim Drei-Punkte-Versuch in letzter Sekunde nur auf den Ring, sodass die Basketballerinnen der Chemcats ihr letztes Heimspiel in der Hauptrunde der 2. Bundesliga gegen die Bender Baskets Grünberg mit 62:64 (27:30) verloren.

Hätten sie gewonnen, hätten die Chemnitzerinnen vor 381 begeisterten Fans nicht nur einer dramatischen Schlussphase die Krone aufgesetzt – sie hätten zudem den Einzug in die Playoffs feiern können. So aber weiß niemand genau, wie es nach dem letzten Hauptrundenspiel am kommenden Wochenende bei Spitzenreiter Alba Berlin weitergeht. Denn noch immer ist nicht wirklich klar, ob die Chemcats noch von einem der ersten vier Plätze verdrängt werden können.

Das Problem: Da coronabedingt viele Spiele der Konkurrenten abgesagt wurden, hat nicht nur das punktgleiche Team aus Braunschweig (Platz 4) noch die Chance, im letzten Spiel an den Chemnitzerinnen (Platz 3) vorbeizuziehen. Auch die Mannschaft aus Rotenburg (Platz 5) hat theoretisch noch drei Nachholspiele in der Hinterhand, in denen sie mit drei Siegen sechs Punkte holen und die Chemcats damit überholen könnte. Da die Saison aber offiziell nur noch bis zum kommenden Sonntag läuft, sind drei Nachholspiele nicht mehr drin.

Oder doch? „Wir haben davon gehört, dass die Hauptrunde eventuell verlängert werden soll. Offizielles von der Liga haben wir aber noch nicht mitgeteilt bekommen“, sagt Chemcats-Trainer Thomas Seltner. Auch „Freie Presse“ gelang es am Montag trotz mehrfacher Nachfrage nicht, eine Aussage aus der Geschäftsstelle der Damen Basketball-Bundesliga (DBBL) zu bekommen.

Zwei Szenarien stehen nun zur Debatte: Werden nur noch die Spiele nachgeholt, die bis zum 20. März möglich sind, sind die Chemcats schon jetzt in den Playoffs, weil dann die Quotientenregel greift. „Und mit der sind wir definitiv unter den ersten vier Mannschaften“, sagt Thomas Seltner.

Szenario Nummer zwei wäre, dass die Saison verlängert wird und die Mannschaft aus Rotenburg damit noch die Chance hätte, die drei benötigten Siege zu holen. Diese reichen allerdings auch nur dann, wenn die Chemcats ihr letztes Spiel bei Spitzenreiter Alba Berlin am nächsten Samstag verlieren.

Denn Fakt ist auch: Die Chemnitzerinnen haben den Einzug in die Meisterrunde der zweithöchsten deutschen Spielklasse noch immer in der eigenen Hand. Wenn sie am Samstag bei Alba gewinnen sollten, ziehen sie an den Berlinerinnen vorbei, weil sie dann punktgleich wären und den direkten Vergleich gewonnen hätten. Im Hinspiel siegten die Cats mit 79:75.

Auf all diese Rechenspiele hat Trainer Seltner eigentlich überhaupt keine Lust. „Eine klare Ansage der Liga wäre mal was“, sagt er ein wenig frustriert. Dabei wurmt ihn natürlich auch, dass sein Team nicht schon am Samstag gegen Grünberg alles klargemacht hat. „Die Niederlage gegen eine Mannschaft, die definitiv besser ist als ihr 8. Tabellenplatz, war aber auch das einzige Schlechte an diesem Tag“, sagt er. Ausverkaufte Halle, beste Stimmung, Spannung bis zum allerletzten Wurf. „Das war beste Werbung für unseren Verein“, sagt Seltner. Und vielleicht – wahrscheinlich sogar – gibt es ja noch mehr Heimspiele in dieser Saison. In den Playoffs nämlich.

Statistik Chemcats: Kracikova (16), Brochlitz (14), Strait (9), Peroche (8), Frölich (7), Neuber-Valdez (3), Kluge (3), Schmieder (2), Rebentisch, Dannebauer