ASC mit Niederlagenserie

Interner Gesprächsbedarf

Erst am Tag nach der enttäuschenden 70:71-Niederlage bei der DJK Bamberg wollte Dominique Liggins sich mit der Presse darüber unterhalten. Chefcoach Andre Negron sei nach wie vor der richtige Mann fürs Team, müsse aber im Training einige Anpassungen vornehmen.

Nein, Dominique Liggins mochte am Samstagnachmittag nicht über das sprechen, was er soeben gesehen hatte. Zu sehr nagte die 70:71 (54:52, 38:32, 18:13)-Niederlage seiner Zweitliga-Basketballerinnen bei der DJK Bamberg an ihm, als dass der Sportvorstand das ASC Mainz sie noch am selben Tag kommentieren wollte. Bevor einer der Verantwortlichen für ein Gespräch bereitstehen werde, müssten sie die Situation intern analysieren.
Das ungewöhnliche Verhalten ließ in Kombination mit der extrem dürftigen Leistung in der zweiten Halbzeit und der Tatsache, zum zweiten Mal gegen einen sieglosen Tabellenletzten verloren zu haben – Ende Januar war dies bereits gegen den USC Heidelberg II geschehen –, Spekulationen über eine Veränderung auf der Trainerposition zu. Doch als die Telefonleitung ziemlich genau 19 Stunden später stand, schob Liggins solchen Diskussionen einen Riegel vor.
„Ich bin mir zu 1000 Prozent sicher, dass wir die richtigen Coaches haben und da wird auch überhaupt nichts in Frage gestellt“, sprach er Andre Negron und dessen Kotrainern das Vertrauen aus. „Wir haben aber entschieden, am Training einige notwendige Anpassungen vorzunehmen.“

Berry doch dabei

Neben der klassischen Spielanalyse sei es wichtig gewesen, den Coaches aufzuzeigen, „was solche Niederlagen bedeuten“, berichtete Liggins. Denn auch wenn die Liga die Abstiegsregel in dieser Saison ausgesetzt hat, spielt die Endplatzierung für den ASC eine wichtige Rolle: „Wir haben Sponsorenvereinbarungen, nach denen wir für bestimmte Prämien am Ende der Saison auf einem Nichtabstiegsplatz stehen müssen.“ Noch befinden sich die Mainzerinnen auf einem solchen, aber der elfte Rang kommt näher.
Dabei hatte ihr Nachmittag in Bamberg gut angefangen. Die erste erfreuliche Nachricht gab es sogar schon vor Spielbeginn – Centerin Alexandra Berry stand trotz eines ausgekugelten Fingers und entgegen der Erwartungen in der Starting Five. „Sie meinte, offensiv habe sie der Finger nicht beeinträchtigt, sondern vor allem beim Rebounden“, sagte Liggins. Gleichwohl standen 13 Rebounds, davon sechs unter dem gegnerischen Korb, neben ihrem Namen auf dem Box Score.

Elberts sinnbildlicher Stepback-Dreier

Ob die Gastgeberinnen überhaupt von der Verletzung der Kanadierin wussten, ist unklar. Einen Plan, sie zu verteidigen, hatten sie jedenfalls. Wann immer die Berry unterm Korb den Ball bekam, wurde sie aus der Zonenverteidigung heraus mindestens gedoppelt. Zu Beginn versuchte sie trotzdem, selbst zu punkten, vergab aber sowohl die schweren als auch die vergleichsweise leichten Korbleger. Nach einigen vergeblichen Versuchen bewies sie ihre Qualität als Ballverteilerin und nutzte die große Aufmerksamkeit, die ihr die Bambergerinnen schenkten, für gute Pässe zu freien Mitspielerinnen.
Und die verwandelten zu Beginn die offenen Würfe – in der ersten Halbzeit waren es fünf von elf Dreiern, die ihren Weg ins Ziel fanden. Hinzu kamen einige Treffer aus der Mitteldistanz. Entsprechend gut sah es zur Pause aus: Obwohl Berry bei fünf Würfen aus dem Feld und vier von der Freiwurflinie nur vier Punkte erzielte, führte der ASC mit 32:38.

Beste Spielerin war bis zu diesem Zeitpunkt Leonie Elbert, die zehn Punkte aus sieben Würfen erzielte. Ihr eigentlich unmöglicher Stepback-Dreier übers Brett mit ablaufender Wurfuhr zum Ende der zweiten Viertels stand einerseits sinnbildlich für die Mainzer Treffsicherheit, zeigte andererseits aber ein Problem, das vor allem nach dem Seitenwechsel sichtbar wurde: „Uns fehlt teilweise die Spielintelligenz, um die freien Mitspielerinnen zu finden“, befand Liggins, „und dann müssen wir sehr schwere Würfe gegen die Uhr nehmen.“

Nur drei Field Goals im dritten Viertel

Im dritten Viertel war kaum einer der neun Dreier offen oder gut herausgespielt, nur einer landete denn auch im Korb. Es war einer von gerade einmal drei Treffern aus dem Spiel heraus binnen zehn Minuten. Weil aber Alexandra Berry trotz des lädierten Fingers immer wieder Fehlwürfe der Mitspielerinnen einsammelte, mehrmals gefoult wurde und jeden ihrer sechs Freiwürfe verwandelte, führten der ASC vor dem letzten Durchgang immerhin noch mit zwei Punkten.
Und als sich 30 Sekunden nach Beginn des Schlussviertels in Kim Siebert die stärkste Berry-Verteidigerin wegen ihres fünften Fouls verabschiedete, deutete vieles darauf hin, dass die Gäste mit einem blauen Auge davonkämen. Eine Fehleinschätzung. Denn auch ohne die größte Bambergerin gelang es Mainzer Centerin nicht, in der Zone zu punkten – und ihre Mitspielerinnen vergaben weiter Distanzwurf um Distanzwurf.
„Im modernen Basketballspiel spielt der Dreier eine sehr wichtige Rolle“, betont der Manager. „Der muss fallen, damit man im Spiel Dominanz ausstrahlen kann.“ Dass die Spielerinnen ihn in dieser Saison so viel schlechter treffen als in der letzten, wundere ihn und sei definitiv ein Problem.

Negron sichtlich frustriert

In der 32. Minute ging die DJK zum ersten Mal seit dem ersten Viertel in Führung, Jana Barth erzielte per Sprungwurf das 57:54. Es folgten vier Mainzer Angriffe, die allesamt mit einem Turnover endeten, dann nahm Andre Negron – endlich – eine Auszeit. Doch auch der sichtlich frustrierte Trainer schien keine Lösung für die Schwierigkeiten seiner Mannschaft zu finden.
Zwar sorgte Patricia Sagerer, die einzig überzeugende ASC-Akteurin in der zweiten Hälfte, mit acht Punkten im vierten Viertel dafür, dass ihr Team in Schlagdistanz blieb. Abwenden konnte auch sie die Niederlage nicht.
Die letzte Chance, das Spiel zu drehen, besaß Leonie Elbert: Zwei Sekunden vor Schluss nahm sie einen Dreier, dessen zumindest eine Verlängerung hätte bringen können. Gut möglich, dass ihr der Wurf in der ersten Halbzeit noch gelungen wäre. Ganz sicher, dass es ihn gar nicht erst gebraucht hätte, wäre die Leistung des ASC in der zweiten Hälfte zweitligareif gewesen.

Lösungen für konkrete Probleme finden

Im Training müsse es in den nächsten Tagen und Wochen vor allem darum gehen, Lösungen für konkrete Probleme und Spielsituationen zu finden, erläuterte Dominique Liggins die „notwendigen Anpassungen“, über die er mit Negron geredet habe.
Von den Spielerinnen erwartet er unterdessen nur eins: „Am Montag in die Halle kommen und auf den nächsten Gegner vorbereiten.“ Der kommt aus Ludwigsburg und ist quasi ein Angstgegner für den ASC. Denn: Die Schwäbinnen sind Tabellenletzter. Gemessen an den eigenen Ansprüchen, sollte für die Mainzerinnen diesmal ein Sieg herausspringen.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von www.sportausmainz.de
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