Angels überzeugen nur in einem Viertel

 

Die Eigner Angels Nördlingen haben die Chance verpasst, im Heimspiel gegen die GiroLive Panthers Osnabrück ihren Platz im vorderen Tabellendrittel zu festigen. Nach einer über weite Strecken enttäuschenden Vorstellung unterlag der bisherige Tabellendritte den Niedersachsen mit 60:69. Die einzelnen Viertel endeten 10:15, 24:9, 9:24 und 17:21, was unterstreicht, dass das Nördlinger Bundesligateam nur ein Viertel lang überzeugte. Damit endete auch die Siegesserie von zuvor vier erfolgreichen Spielen.

Angels-Trainer Ajtony Imreh schickte zu Beginn Laken James, Elena Koskimies, Sami Hill, Joey Klug und Anissa Pounds aufs Feld, die ein wenig Anlaufzeit brauchten. Klug verlegte zweimal unter dem Korb, Koskimies und Hill hatten aus der Dreierdistanz kein Glück. Konsequenz: Nach drei Minuten führten die Gäste mit 6:0. Dann brach die für Klug eingewechselte Lea Favre den Bann. Trotzdem: Beim 2:8 nach fünf Minuten war Coach Imreh hörbar unzufrieden mit seinem Team – zuerst noch an der Seitenlinie, dann in der folgerichtigen lautstarken Auszeit beim ernüchternden Spielstand von 2:10 dreieinhalb Minuten vor dem Ende des ersten Viertels. Anschließend hatte Laken James mit einer Einzelaktion Erfolg und verwandelte auch den Bonusfreiwurf zum 5:10. Auch die nächsten fünf Punkte gingen auf das Konto der quirligen US-Amerikanerin, die auf 10:14 verkürzte (10.). Mit einem Freiwurf stellten die nur mit sieben Akteurinnen angereisten Gäste den 10:15-Viertelstand her.

Mit mehr Verteidigungsdruck starteten die Nördlingerinnen in den zweiten Durchgang, hatten aber in der Offensive zunächst weiterhin wenig Glück. Einzig Pounds und noch einmal Lea Favre verkürzten zum 14:15 (13.) und zwangen Gästecoach Sasa Cuic zu seiner ersten Auszeit. Pounds glich mit einem Dreier aus und packte gleich noch einen erfolgreichen Versuch aus der Distanz drauf – 20:17 für das Heimteam, das erstmals führte (15.). Als auch noch Laken James bei einem Notversuch kurz vor Ablauf der 24 Angriffssekunden Erfolg hatte, kam erstmals Stimmung in der erneut gut gefüllten Hermann-Keßler-Halle auf (24:17, 15.). Getrübt wurde der jetzt deutlich bessere Eindruck lediglich durch die hohe Foulbelastung: Johanna Klug und Elina Koskimies hatten bereits frühzeitig jeweils drei persönliche Fouls auf ihrem Konto. Sami Hill mit zwei verwandelten Freiwürfen (ihren ersten Punkten in diesem Spiel) und Laken James aus der Halbdistanz sorgten für den versöhnlichen 34:24-Halbzeitstand. Hatten im ersten Viertel die Angels nur magere zehn Pünktchen erzielt, waren es im zweiten Durchgang die Niedersachsen, die nur auf neun Zähler kamen.

Der Vorsprung schmolz nach der Pause schnell wieder dahin. Osnabrücks im bisherigen Saisonverlauf Beste, die Amerikanerin Paisley Johnson, verwandelte ihren zweiten Dreier und die bis dahin unauffällige Slowakin Stella Tarkovicova punktete erstmals zum 36:36 (25.). Damit hatten die Gäste das Momentum wieder auf ihrer Seite und nutzten es zum 41:46 (28.) und 43:48 (30.). Dabei setzte sich das Wechselspielchen völlig ungleicher Viertel auch im dritten Durchgang fort: Dem 10:15 in den ersten zehn Minuten und dem 24:9 im zweiten Viertel folgte ein 9:24 im dritten Durchgang – aus Sicht des Gastgebers war es ein Spiel zum Haareraufen. Auffällig auch: Vom im bisherigen Saisonverlauf so überzeugenden Angels-Trio Pounds, Hill und Koskimies hatte nur Pounds einen leidlich guten Tag, während ihre finnische Landsfrau Koskimies drei Viertel lang völlig leer ausging. Und die aggressive und aufmerksame Verteidigung des zweiten Durchgangs war im dritten Viertel völlig verloren gegangen.

Nach dem 46:56 (34.) herrschte Alarmstimmung im Nördlinger Lager. Hill verkürzte mit einem Dreier auf 49:56, aber dann kassierten Koskimies und Klug kurz nacheinander jeweils Foul Nummer vier. Beim 51:60 blieben dem Heimteam vier Minuten, um das Match noch zu drehen. Nur wie ohne verlässliche Angriffsoptionen? Eineinhalb Minuten dauerte es bis zu Lea Favres 53:60, während Sami Hill, Joey Klug und Anissa Pounds ihre Chancen vergaben. Die Gäste spielten die Partie nun clever herunter, zogen Fouls und verwandelten die folgenden Freiwürfe (53:63, 39.). Die ersten Koskimies-Punkte zum 56:63 80 Sekunden vor Schluss kamen zu spät für eine Wende, zumal die finnische Nationalspielerin wenig später ihr fünftes Foul kassierte. Damit war die Messe gelesen und der Vizemeister von 2021 brachte seinen verdienten Auswärtssieg mit 60:69 nach Hause.

Unter dem Strich war es nach zuvor vier Siegen in Folge eine enttäuschende Leistung der Angels, auch wenn sich das Publikum nach der Schlusssirene mit aufmunterndem Applaus bei den Akteurinnen bedankte. 60 Punkte, davon 24 allein im zweiten Viertel (dem einzigen wirklich guten aus Nördlinger Sicht), sind in einem Heimspiel zu wenig. Das war insofern schade, weil mit Laken James und Lea Favre zwei Akteurinnen ihre bislang besten Saisonspiele zeigten, die sonstigen Leistungsträger aber weit unter ihren Möglichkeiten blieben. Vor allem unter dem Korb scheint das Team nicht gut genug besetzt, um auch gegen die besseren Teams der Liga bestehen zu können. Die Chance zur Wiedergutmachung bietet sich bereits am kommenden Samstag in einem weiteren Heimspiel gegen die inexio Royals aus Saarlouis.

Eigner Angels Nördlingen: Laken James 18 Punkte (2 Dreier), Olena Vasylenko 1, Elina Koskimies 3 (1), Sami Hill 9 (1), Joey Klug 3, Mariam Hasle-Lagemann, Anissa Pounds 14 (2), Lucy Michel (nicht eingesetzt), Lea Favre 12. Wurfquote aus dem Feld: Zweier 36 Prozent, Dreier 33 Prozent. Freiwürfe 8/12 (66 Prozent).

Bei Osnabrück punkteten zweistellig: Driessen 21, Johnson 19 (2), Reichert 11. Wurfquote aus dem Feld: Zweier 48 Prozent, Dreier 30 Prozent. Freiwürfe 18/24 (75 Prozent).

Bild: Jochen Aumann

Text: Robert Milde