64:62 gegen Opladen

Es war ein bis zur letzten Sekunde umkämpftes und enges Spiel. Am Ende setzten sich die Hurricanes gegen den Tabellenführer knapp durch.

Scheeßel – Irre, verrückt, unglaublich. Aber auch spannend, nervenaufreibend, intensiv und kampfbetont. Es bedurfte schon mehrerer Adjektive, um zu beschreiben, was sich in der Scheeßeler Sporthalle am Samstagabend abgespielt hatte. Die Zweitliga-Basketballerinnen der Avides Hurricanes drehten ein längst verloren geglaubtes Spitzenspiel gegen den Tabellenführer BBZ Opladen und triumphierten nach Verlängerung mit 64:62 (58:58/23:26). Entscheidend war dabei der Buzzerbeater von Pia Mankertz: In der letzten Sekunde der regulären Spielzeit versenkte die Kapitänin einen Dreier mit Brett zum 58:58 – ein magischer Moment für ihr Team und die rund 120 Zuschauer.

„Hauptsache Richtung Korb“, kommentierte Mankertz später ihren hoch angesetzten Wurf, nachdem ihr der Ball nach einem Rebound von Anacia Wilkinson schnell von Leonie Rosemeyer weitergepasst worden war. „Von der Bank sah es so aus, dass er hinters Brett fliegen würde“, gestand Coach Christian Greve und wählte für Mankertz den Begriff „Clutch“ – im Basketball die Bezeichnung für Athleten, die in der Lage sind, diesem enormen Druck in der Schlussphase standzuhalten. „Sie ist dafür gemacht“, ergänzte Greve. Und Mitspielerin Andrea Baden betonte: „Pia hat schon einige knappe Spiele für uns entschieden. Auch dieses Mal hat sie gerade im letzten Viertel viel Verantwortung übernommen.“

Als weiteren Grund für die erfolgreiche Aufholjagd nannte Baden die Umstellung auf die Zonenverteidigung. „Die war richtig gut. Gut, dass Christian die eingeworfen hat, auch wenn die Zone immer gewagt ist.“ Doch die Hurricanes mussten dieses Risiko gehen, nachdem sie aufgrund etlicher, auch individueller Fehler, ins Hintertreffen geraten waren. Und noch in der 36. Minute lagen sie in diesem Low-Score-Game mit zehn Punkten hinten – 43:53. Mankertz mit zwei Freiwürfen, Hannah Pakulat, Michelle Schischkov, Wilkinson und erneut Pakulat nach Pass von Mirja Beckmann glichen mit einem 10:0-Run in rund zwei Minuten wieder aus. Erneut zogen die Gäste aus Leverkusen weg – mit 58:53 bei nur noch 13 Sekunden auf der Uhr. Toshua Leavitt verkürzte, während Opladens Lea Wolff die Nerven an der Freiwurflinie einen Streich spielten und Mankertz so zum umjubelten 58:58 einlochte.

Christian Greve fühlte sich dabei an ein historisches Ereignis in der NBA erinnert, als Tracy McGrady 2004 für die Houston Rockets in den letzten 33 Sekunden 13 Punkte markiert hatte. „Als ich am Morgen durch meine Social-Media-Bubble gewandert bin, tauchte genau dieses Video auf“, berichtete der Coach und meinte in Bezug auf den Rückstand seines Teams: „Wir haben bewiesen, es ist machbar.“ Auch er sah die Zone als entscheidendes Mittel an – „mit Mirja und Anacia auf außen, damit sie mit ihren langen Armen die Bälle wegnehmen konnten. Und es ging hervorragend. So haben wir Stopps und Turnovers reingebracht.“

Trotz des psychologischen Vorteils war die Overtime aber kein Selbstgänger. „Opladen ist ja auch ein sehr guter Gegner“, meinte Andrea Baden nach dem extrem intensiven, aber bisweilen auch sehr zerfahrenen Spiel. Sie selbst war dafür ein ideales Beispiel für unbändigen Kampfgeist, aber auch viel zu viele Fehlversuche. Greve sprach insgesamt von einer „absurd schlechten Quote“ seines Teams, das auf nur 34 Prozent bei den Zweiern und nur 16 Prozent bei den Dreiern kam – Opladen lag bei 44 und 19 Prozent.

So wurde es also trotz der 63:59-Führung durch Mankertz 71 Sekunden vor Ende der Verlängerung auch noch eng, als Leonie Schütter einen freien Dreier knapp eine halbe Minute vor Schluss verwandelte. 1,4 Sekunden waren es noch, als Leavitt den Ball gegen Wolff an der Mittellinie eroberte und das Foul zog. Erst der zweite Freiwurf der Amerikanerin saß zum 64:62. Martha Middelers letzter Versuch für Opladen verfehlte jedoch den Korb, sodass die Hurricanes dem Primus die dritte Saisonniederlage beibrachten, selbst auf den vierten und damit einen Play-off-Rang kletterten und ganz nebenbei Vorstandsmitglied Utz Bührmann zu seinem 51. Geburtstag noch ein Geschenk bereiteten.

(Rotenburger Kreiszeitung)